Sportrechtsblog

Sun Yang für acht Jahre gesperrt

Thema: Sportrecht, 28.02.2020

Der seit langer Zeit in der Kritik stehende Schwimm-Olympiasieger Sun Yang wurde vom Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) für acht Jahre gesperrt, weil er eine Dopingprobe mit einem Hammer zerstören ließ.

Der ganze Vorfall spielte sich in der Nacht vom 4. auf den 5. September 2018 ab. Am Abend des 4. September 2018 sollte eine Dopingkontrolle auf dem Anwesen von Sun Yang in China stattfinden. Sun Yang gab wie gewöhnlich zunächst eine Blutprobe ab. Erst als sein langjähriger Arzt Ba Zhen – der nach Medienberichten bereits in der Vergangenheit wegen Dopingverstößen gesperrt war – hinzugerufen wurde, eskalierte die Situation. Plötzlich wurde von Sun Yang´s Seite behauptet, dass die Krankenschwester des Kontrollteams vom schwedischen Anti-Doping-Dienstleister IDTM über keine ausreichende Qualifikation/Akkreditierung  zur Blutentnahme von Dopingproben verfüge. Die Dopingprobe sei – so die Forderung von Sun Yang – zu vernichten. Das Kontrollteam verweigerte die Vernichtung. Daraufhin ließ Sun Yang´s Mutter durch einen Sicherheitsmann einen Hammer holen, mit dem dieser die Dopingprobe zerschlug. 

Diesen Sachverhalt bewertete die FINA weder als strafbare Verweigerung einer Dopingkontrolle noch als Versäumnis und beließ es bei einer Verwarnung gegen Sun. Die WADA nahm eine andere Bewertung vor und brachte den Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof. 

Dieser entschied heute, dass Sun Yang für acht Jahre gesperrt werde. Die umstrittenen Goldmedaillen der Schwimm-WM 2019 darf er behalten, unter anderem, weil die FINA ihn nicht vorläufig suspendiert hatte und die Dopingproben kur vor und unmittelbar nach jener Nacht jeweils negativ ausgefallen seien. Die lange Sperre ist darauf zurückzuführen, dass Sun Yang bereits als Wiederholungstäter gilt, der bereits eine drei monatige Sperre wegen eines Dopingverstoßes „absitzen“ musste.

Sun Yang hat angekündigt, Einspruch gegen das Urteil des CAS einzulegen und vor das Schweizer Bundesgericht zu ziehen.

In der Schwimm-Welt dürfte das Urteil begrüßt werden, da bereits seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2019 in Gwangju bei vielen Sportlern Proteste hervorgerufen hatte.

 

Severin Lask / Steffen Lask 

 

„Operation Aderlass“ – Johannes Dürr zu Bewährungsstrafe verurteilt

Thema: Sportrecht, 28.01.2020

Der 32-jährige Johannes Dürr und der Mitangeklagte ÖSV-Langlauftrainer Gerald Heigl wurden beide zu Bewährungsstrafen und Geldstrafen verurteilt. Beide Angeklagte nahmen ihre Urteile an und verzichteten auf Rechtsmittel, so dass diese rechtskräftig wurden. Ihnen wurden Vergehen nach dem (österr.) Anti-Doping-Gesetz und schwerer Sportbetrug vorgeworfen.

Das Urteil gegen Johannes Dürr wurde mit Spannung erwartet, denn es war nicht klar, ob der ehemalige Skilangläufer nach den Anschuldigungen seiner früheren Teamkollegen – Baldauf und Hauck – ins Gefängnis müsse oder – wie sie – mit einer Bewährungsstrafe davonkäme. 

Das Gericht folgte der Einlassung von Dürr in dem Punkt, dass er Baldauf und Hauck, entgegen deren Zeugenaussagen, nicht an den Erfurter Sportmediziner Mark S. vermittelt habe. Ihm wurde auch Glaube geschenkt, dass er keinem anderen Österreicher eine Nadel zum Eigenblutdoping gesetzt habe.

Dennoch gab Dürr vor Gericht zu, dass er EPO (Erythropoetin) genommen habe und sich mit Hilfe von Blutdoping einen Leistungsvorteil verschaffen wollte. Er bekannte sich schuldig, seinem damaligen Langlaufkollegen Harald Wurm, Wachstumshormone von Mark S. mitgebracht zu haben. „Je nachdem, wer gerade nach Deutschland gefahren ist, hat auch für den anderen Wachstumshormone mitgenommen“, sagte Dürr über die damaligen Praktiken.

Dürr wurde 2014 in Sotschi das erste Mal mit Doping erwischt. Während seiner zweijährigen Sperre arbeitet er an einem Comeback, aber nicht an einem sauberen. Er lässt sich bereits zu dieser Zeit Blut abnehmen und lagert dieses in Erfurt ein. 2019 bringt er durch seine Aussagen ein ganzes Doping-Netzwerk ins Wanken. Er ist jedoch ein großer und wichtiger Bestandteil dieses Netzwerkes. Er gerät erneut ins Visier der Ermittlungen. Für ihn ist der Abschnitt des Sports mit dem gestrigen Tag abgeschlossen sagt er – ihm bleibt nichts anderes übrig, da er doch lebenslang gesperrt ist.

Severin Lask / Steffen Lask

„Operation Aderlass“ – Bewährungsstrafe für Ski-Langläufer Baldauf

Thema: Sportrecht, 17.01.2020

Der Skilangläufer Dominik Baldauf wurde am Dienstag vom Landgericht in Innsbruck zu fünf Monaten bedingter Haft (entspricht der deutschen Bewährungsstrafe) und einer Geldstrafe wegen gewerbsmäßigen schweren Sportbetrugs verurteilt. Er gab im Prozess vor dem Schöffensenat zu, dass er Wachstumshormone genommen und Blutdoping betrieben habe. Gegen das Urteil, behielt sich sowohl die Staatsanwaltschaft, als auch die Verteidigung vor, Berufung einzulegen. Es ist somit noch nicht rechtskräftig geworden.

Der 27-jährige Österreicher gehört zu den Sportlern, die von den Ermittlern im Zuge der „Operation Aderlass“ bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld gefasst wurden. Die Ermittlungen waren ausgelöst worden, nachdem Johannes Dürr in einem Interview mit der ARD über die Machenschaften des Erfurter Mediziner Dr. Mark S. ausgesagt hatte. 

Baldauf gab an, dass er durch Dürr an die Kontaktdaten von Mark S. gekommen sei. Ebenso habe Dürr ihn an das Doping herangeführt, indem er  ihm gesagt habe, wie es im Spitzensport zugehe. Überredet zum Doping habe er ihn aber anscheinend nicht. 

Der Anwalt von Baldauf hatte zurückgewiesen, dass dem Österreichischen Ski-Verband und den Sponsoren ein Schaden entstanden sei (laut Staatsanwaltschaft in Höhe von 50.000 €), da beide über das Doping von Baldauf Bescheid gewusst hätten und dadurch keine Täuschung vorliege. Der frühere Cheftrainer des ÖSV sagte vor Gericht aus, dass er seit 2016 von dem Doping von Baldauf gewusst habe, es aber nicht an den Verband weitergegeben habe.  

Max Haucke – ebenfalls Wintersportler – wurde schon im Oktober vergangenen Jahres zu der gleichen Strafe verurteilt, wie jetzt Baldauf. Weitere Prozesse werden in naher Zukunft folgen. Besonders der Prozess gegen Dürr kann mit Spannung erwartet werden, da wie dargestellt, er die Ermittlungen angestoßen hat, selbst in die Dopingpraktiken erheblich verstrickt war und als eine zentrale Figur bezeichnet werden kann.

Severin Lask / Steffen Lask

Positive Dopingtests im Tennis – Weltranglisten Erster und Davis Cup Teilnehmer

Thema: Doping, Sportrecht, Tennis, 15.01.2020

Kurz vor dem Start der Australien Open am 20. Januar werfen zwei positive Dopingtests einen Schatten auf den Tennis-Sport. Der Weltverband ITF teilte gestern über Twitter mit, dass zwei Sportler positiv getestet wurden.

Der 31jährige Kolumbianer Robert Farah, der Weltranglisten Erster im Doppel, Wimbledon Sieger und US-Open Gewinner wurde am 17. Oktober 2019 im Training positiv auf Boldenon getestet.

Der andere Tennisspieler ist der 24jährige Chilene Nicolas Jarry, der während der Finalwoche des Davis Cups am 19. November 2019 eine positive Probe abgab. In seinem Urin wurden die verbotenen Substanzen Stanozolol und Ligandrol gefunden. Nach Art. 8.3.1 (c) wurde er vorerst suspendiert. 

Beide Spieler können gegen ihre Suspendierungen Einspruch einlegen. 

Severin Lask / Steffen Lask

Prozess in einem der größten Skandale im Weltsport verzögert sich weiter


Nach dem Prozessauftakt am gestrigen Tage gegen den früheren Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbands IAAF, Lamine Diack wurde der Prozess vertagt.

Als Grund für die Verschiebung bis in den Juni nannte die Vorsitzende Richterin Rose-Marie Hunault, dass neue Erkenntnisse und wichtige Beweismittel erst Stunden vor dem Verhandlungsbeginn bei der Staatsanwalt eingereicht wurden.

Vorgeworfen werden dem 86 jährigen Senegalesen Betrug, Geldwäsche, Korruption und Veruntreuung. Laut der Anklage soll Diack mit Hilfe seines Sohnes – Papa Massata – und anderen Mitangeklagten 3,45 Millionen Dollar an Schmiergeld für die Vertuschung von Dopingfällen erpresst haben. Es soll vor allem um russische Athleten gehen, die ihm Geld bezahlt haben, um bei den Olympischen Spielen in London 2012 an den Start gehen zu können. Der Präsident, der von 1999 bis 2015 den Weltverband der Leichtathletik führte, soll außerdem Geld für die Vergabe der Leichtathletik-WM nach Katar 2019 bekommen haben. Weiter werde es in dem Prozess auch um Bestechungen in Bezug auf die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2016 an Rio de Janeiro und 2020 an Tokio gehen. 

Der Sohn gilt als Drahtzieher hinter den Machenschaften. Gegen ihn hat Interpol einen Haftbefehl erlassen, der Senegal verweigert jedoch weiter seine Auslieferung an Frankreich.

Es bleibt spannend und abzuwarten, ob der Fall auch für Funktionäre, die noch in leitenden Positionen der Verbände tätig sind, Konsequenzen haben wird.

 

Severin Lask / Steffen Lask