Sportrecht

Gesundheit hat Priorität.

Nochmals: Das Thema Corona und Sport. Angesichts der Absage einer Vielzahl von Sportgroßveranstaltungen und der Aussetzung des Ligaspielbetriebs in vielen Sportarten weltweit, fragen wir uns:

Was wird aus den Olympischen Spielen (geplant vom 24. Juli bis 9. August) im Sommer in Tokio/Japan ?

Es scheint, als wolle Japan ungeachtet der Corona-Pandemie die Olympischen Sommerspiele stattfinden lassen. Das IOC – namentlich der Präsident Thomas Bach – hatte dies zuletzt bekräftigt.

Ist das tatsächlich sinnvoll? Auf diese Frage gibt es scheinbar keine einfache allgemeingültige Antwort. Aber welche Frage, die sich im Zusammenhang mit dem Virus stellt, lässt sich im Moment allgemeingültig und richtig beantworten?

Es bedarf wie in jedem Bereich einer Abwägung, sind die Olympischen Spiele in diesem Jahr so wichtig; sind sie nicht verschiebbar? Bei einer Abwägung spielen viele Faktoren eine Rolle. An erster Stelle steht die Gesundheit der Sportler und der Fans und der anderen Menschen an den Wettkampforten. Aber auch andere Gesichtspunkte müssen berücksichtigt werden, wie der logistische Aufwand, solch ein Großereignis zu verschieben, die negativen wirtschaftlichen Folgen, die eine Verschiebung der Spiele oder gar ein ersatzloser Ausfall mit sich bringt und nicht zuletzt (wenn auch von untergeordneter Bedeutung), die individuelle Trainingsplanung, die Qualifikationswettkämpfe der einzelnen Athleten.

Stand heute – scheint die einzige vernünftige Entscheidung, die Sommerspiele abzusagen oder zu verschieben. Denn bei den Olympischen Spielen kommen nicht nur Sportler aus aller Welt, sondern  Fernseh-Teams, Kommentatoren und Zuschauer und Fans zusammen. Die Völker der Welt kommen zum größten Sportereignis zusammen. Selbst wenn man die Fans aus den Stadien ausschließen würde, wäre die Ansteckungsgefahr und die Gefahr einer Neuausbreitung des Virus unkalkulierbar. 

Wir haben in der Champions League gesehen, welche Auswirkungen von einem einzelnen Fußballspiel ausgehen. Nachdem der FC Valencia bei Atlanta Bergamo im Achtelfinal-Hinspiel gespielt hatte, erkrankten rund 35 % der Spieler und ihr jeweiliges Umfeld an Covid-19. Solche Ereignisse sind gigantische Multiplikatoren bei der Verbreitung und Übertragung des Virus.

Selbst der sonst so finanzstarke Fußball stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Die Fußball-Clubs in den Top 5 Ligen müssen bei einem endgültigen Abbruch ihrer Ligen auf ca. 4 Milliarden Euro verzichten. Der Liga-Betrieb und die Internationalen Wettkämpfe sind bis auf Weiteres ausgesetzt. Diese Ausfälle sind für einige Fußball-Clubs, als Wirtschaftsunternehmen nicht zu verkraften. Daher geht es im Fußball um die Abwägung zwischen gesundheitlichen Risiken und wirtschaftlichen Bedenken. Eigentlich sollte per se klar sein, welches Rechtsgut überwiegt. Im Sport scheint es, dass manchen Protagonisten die Abwägung nicht gelingt.

So wie dem Japanische Premierminister bezogen auf die Olympischen Spiele, halten es im Fußball manche Manager für unmöglich, die Saison abzubrechen. Ob dies der richtige Weg ist, wird sich zeigen.

Möglicherweise werden noch andere Lösungen gefunden, wie man mit der Situation umgehen kann. Die Fußball-Europameisterschaft wurde verschoben, damit die Fußball-Clubs in diesem Sommer mehr Zeit haben, die Ligen zu Ende zu spielen.

In so einer Zeit, die allen Bereichen der Gesellschaft große Schwierigkeiten  bringt, ist es wichtig, auf Expertenrat einzugehen und den Empfehlungen von Virologen und Infektionsforschern zu folgen. Die Abwägung zwischen wirtschaftlichen Bedenken und der Gesundheit von Sportlern, Fans und allen im und am Sport Beteiligten scheint für Einige, nicht leicht zu sein. Warum eigentlich nicht? Was ist daran so schwer? Bei all den berechtigten wirtschaftlichen Sorgen die Gesundheit und das Leben sind weitaus wichtiger, als der Profit, der aus dem Geschäft mit dem Sport stammt. Und damit ist die Antwort letztlich doch einfach und allgemeingültig.

Severin Lask / Steffen Lask

Dietmar Hopp – von der „Hassfigur“ zum starken Mann gegenüber Donald Trump

In einer Zeit, in der Sport ebenso wie der Rest des öffentlichen Lebens in Europa durch das Corona-Virus größtenteils stillgelegt wurde, rücken andere Themen in den Vordergrund. 

Noch vor zwei Wochen wurde von einem Teil der Fußballfans eine Hetz-Kampagne gegen Dietmar Hopp gefahren. Er wurde lautstark beschimpft und auf etlichen Plakaten und Bannern verunglimpft und beleidigt. Er stehe für das, was im modernen Fußball falsch laufe, so Teile der Fans. Der DFB stellte sich mit einer vorher noch nie dagewesene Konsequenz gegen die Fußballkurven in Deutschland und drohte u.a. mit Spielabbruch. Das erzeugte nicht nur Zustimmung, sondern auch Kritik, da bis zu diesem Wochenende der DFB weder in den Profiligen noch in den Amateurligen jemals von dem sog. Drei-Stufen-Plan Gebrauch gemacht hatte. Die Kritik bezog sich vor allen Dingen darauf, dass es vorher schon genügend „Chancen“ gegeben hatte, ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen. Es schien so, als bräuchte es erst, eines in der Tat strafwürdigen Verhaltens gegenüber einem Milliadär, um den DFB dazu zu bringen, konsequent gegen jegliche Art von Diskriminierung vorzugehen – so die Kritiker.

Doch diese Diskussion soll hier nicht geführt werden.

Es wirkt wie ein gut geschriebenes Buch, dass genau dieser Milliardär als Hauptanteilseigner an dem Unternehmen CureVac, führend in der Forschung für einen Impfstoff gegen das Corona-Virus, sich Donald Trump in den Weg stellte. Denn die US-Regierung wollte die Wissenschaftler des Unternehmens davon überzeugen, dass sie exklusiv für die USA forschen und einen Impfstoff ausschließlich für den amerikanischen Markt herstellen. Dass dies in einer globalisierten und offenen Welt und Gesellschaft moralisch äußerst verwerflich scheint, ist nicht weiter zu begründen. Dennoch stand die Frage, ob sich das Unternehmen mit genügend Geld umstimmen lassen würde.

Doch genau dieser Milliardär, der vor zwei Wochen noch auf Plakaten in einem Fadenkreuz in den Stadien hing, sprach ein Machtwort. Sein Unternehmen werde weiter an einem Impfstoff für alle forschen, auch für die Bürger der USA, aber nicht exklusiv für die USA. 

Dass mit der Entwicklung eines Impfstoffes nicht nur eine Vielzahl von Leben gerettet werden, sondern auch – ein Nebeneffekt – die Bundesliga „gerettet“ wird bzw. ihre Fortsetzung findet, erscheint wie eine Pointe eines Märchens.

So eine Wendung nimmt nur das echte Leben. Vom „Hurensohn“ zum „Verteidiger der Forschung und Entwicklung eines Impfstoffes für ALLE“.

Severin Lask

Sun Yang für acht Jahre gesperrt

Der seit langer Zeit in der Kritik stehende Schwimm-Olympiasieger Sun Yang wurde vom Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) für acht Jahre gesperrt, weil er eine Dopingprobe mit einem Hammer zerstören ließ.

Der ganze Vorfall spielte sich in der Nacht vom 4. auf den 5. September 2018 ab. Am Abend des 4. September 2018 sollte eine Dopingkontrolle auf dem Anwesen von Sun Yang in China stattfinden. Sun Yang gab wie gewöhnlich zunächst eine Blutprobe ab. Erst als sein langjähriger Arzt Ba Zhen – der nach Medienberichten bereits in der Vergangenheit wegen Dopingverstößen gesperrt war – hinzugerufen wurde, eskalierte die Situation. Plötzlich wurde von Sun Yang´s Seite behauptet, dass die Krankenschwester des Kontrollteams vom schwedischen Anti-Doping-Dienstleister IDTM über keine ausreichende Qualifikation/Akkreditierung  zur Blutentnahme von Dopingproben verfüge. Die Dopingprobe sei – so die Forderung von Sun Yang – zu vernichten. Das Kontrollteam verweigerte die Vernichtung. Daraufhin ließ Sun Yang´s Mutter durch einen Sicherheitsmann einen Hammer holen, mit dem dieser die Dopingprobe zerschlug. 

Diesen Sachverhalt bewertete die FINA weder als strafbare Verweigerung einer Dopingkontrolle noch als Versäumnis und beließ es bei einer Verwarnung gegen Sun. Die WADA nahm eine andere Bewertung vor und brachte den Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof. 

Dieser entschied heute, dass Sun Yang für acht Jahre gesperrt werde. Die umstrittenen Goldmedaillen der Schwimm-WM 2019 darf er behalten, unter anderem, weil die FINA ihn nicht vorläufig suspendiert hatte und die Dopingproben kur vor und unmittelbar nach jener Nacht jeweils negativ ausgefallen seien. Die lange Sperre ist darauf zurückzuführen, dass Sun Yang bereits als Wiederholungstäter gilt, der bereits eine drei monatige Sperre wegen eines Dopingverstoßes „absitzen“ musste.

Sun Yang hat angekündigt, Einspruch gegen das Urteil des CAS einzulegen und vor das Schweizer Bundesgericht zu ziehen.

In der Schwimm-Welt dürfte das Urteil begrüßt werden, da bereits seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2019 in Gwangju bei vielen Sportlern Proteste hervorgerufen hatte.

 

Severin Lask / Steffen Lask 

 

„Operation Aderlass“ – Johannes Dürr zu Bewährungsstrafe verurteilt

Der 32-jährige Johannes Dürr und der Mitangeklagte ÖSV-Langlauftrainer Gerald Heigl wurden beide zu Bewährungsstrafen und Geldstrafen verurteilt. Beide Angeklagte nahmen ihre Urteile an und verzichteten auf Rechtsmittel, so dass diese rechtskräftig wurden. Ihnen wurden Vergehen nach dem (österr.) Anti-Doping-Gesetz und schwerer Sportbetrug vorgeworfen.

Das Urteil gegen Johannes Dürr wurde mit Spannung erwartet, denn es war nicht klar, ob der ehemalige Skilangläufer nach den Anschuldigungen seiner früheren Teamkollegen – Baldauf und Hauck – ins Gefängnis müsse oder – wie sie – mit einer Bewährungsstrafe davonkäme. 

Das Gericht folgte der Einlassung von Dürr in dem Punkt, dass er Baldauf und Hauck, entgegen deren Zeugenaussagen, nicht an den Erfurter Sportmediziner Mark S. vermittelt habe. Ihm wurde auch Glaube geschenkt, dass er keinem anderen Österreicher eine Nadel zum Eigenblutdoping gesetzt habe.

Dennoch gab Dürr vor Gericht zu, dass er EPO (Erythropoetin) genommen habe und sich mit Hilfe von Blutdoping einen Leistungsvorteil verschaffen wollte. Er bekannte sich schuldig, seinem damaligen Langlaufkollegen Harald Wurm, Wachstumshormone von Mark S. mitgebracht zu haben. „Je nachdem, wer gerade nach Deutschland gefahren ist, hat auch für den anderen Wachstumshormone mitgenommen“, sagte Dürr über die damaligen Praktiken.

Dürr wurde 2014 in Sotschi das erste Mal mit Doping erwischt. Während seiner zweijährigen Sperre arbeitet er an einem Comeback, aber nicht an einem sauberen. Er lässt sich bereits zu dieser Zeit Blut abnehmen und lagert dieses in Erfurt ein. 2019 bringt er durch seine Aussagen ein ganzes Doping-Netzwerk ins Wanken. Er ist jedoch ein großer und wichtiger Bestandteil dieses Netzwerkes. Er gerät erneut ins Visier der Ermittlungen. Für ihn ist der Abschnitt des Sports mit dem gestrigen Tag abgeschlossen sagt er – ihm bleibt nichts anderes übrig, da er doch lebenslang gesperrt ist.

Severin Lask / Steffen Lask

„Operation Aderlass“ – Bewährungsstrafe für Ski-Langläufer Baldauf

Der Skilangläufer Dominik Baldauf wurde am Dienstag vom Landgericht in Innsbruck zu fünf Monaten bedingter Haft (entspricht der deutschen Bewährungsstrafe) und einer Geldstrafe wegen gewerbsmäßigen schweren Sportbetrugs verurteilt. Er gab im Prozess vor dem Schöffensenat zu, dass er Wachstumshormone genommen und Blutdoping betrieben habe. Gegen das Urteil, behielt sich sowohl die Staatsanwaltschaft, als auch die Verteidigung vor, Berufung einzulegen. Es ist somit noch nicht rechtskräftig geworden.

Der 27-jährige Österreicher gehört zu den Sportlern, die von den Ermittlern im Zuge der „Operation Aderlass“ bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld gefasst wurden. Die Ermittlungen waren ausgelöst worden, nachdem Johannes Dürr in einem Interview mit der ARD über die Machenschaften des Erfurter Mediziner Dr. Mark S. ausgesagt hatte. 

Baldauf gab an, dass er durch Dürr an die Kontaktdaten von Mark S. gekommen sei. Ebenso habe Dürr ihn an das Doping herangeführt, indem er  ihm gesagt habe, wie es im Spitzensport zugehe. Überredet zum Doping habe er ihn aber anscheinend nicht. 

Der Anwalt von Baldauf hatte zurückgewiesen, dass dem Österreichischen Ski-Verband und den Sponsoren ein Schaden entstanden sei (laut Staatsanwaltschaft in Höhe von 50.000 €), da beide über das Doping von Baldauf Bescheid gewusst hätten und dadurch keine Täuschung vorliege. Der frühere Cheftrainer des ÖSV sagte vor Gericht aus, dass er seit 2016 von dem Doping von Baldauf gewusst habe, es aber nicht an den Verband weitergegeben habe.  

Max Haucke – ebenfalls Wintersportler – wurde schon im Oktober vergangenen Jahres zu der gleichen Strafe verurteilt, wie jetzt Baldauf. Weitere Prozesse werden in naher Zukunft folgen. Besonders der Prozess gegen Dürr kann mit Spannung erwartet werden, da wie dargestellt, er die Ermittlungen angestoßen hat, selbst in die Dopingpraktiken erheblich verstrickt war und als eine zentrale Figur bezeichnet werden kann.

Severin Lask / Steffen Lask