Strafrecht & Sport

Organisierte Kriminalität im Fussball

Spieleverschieber Wilson Raj Perumal wurde in Finnland, wo er bereits 2011 wegen Spielemanipulation und Wettbetrugs verhaftet wurde, erneut von den Behörden festgenommen. Die Festnahme beruht diesmal auf einem Haftbefehl, welcher von Singapur erwirkt wurde. Damit droht dem Tamilen die Abschiebung nach Asien. Perumal, welcher mehrfach vorbestraft ist, hat in Singapur eine fünfjährige Haftstrafe anzutreten. Grund ist die Schlägerei mit einem Sicherheitsmann vor einigen Jahren. Ein Gericht soll nun in den kommenden Tagen entscheiden, ob Perumal nach Singapur abgeschoben wird. Interessant für das Verfahren der Auslieferung ist, dass der Tamile Kronzeuge in einem Wettbetrugs-Prozess in Ungarn ist. Folglich befindet er sich in einer Art reduziertem Zeugenschutzprogramm. Die Frage, welche sich in Verbindung mit diesem Programm stellt: „Kann Perumal aufgrund des Schutzes in Ungarn ungestraft weitere Straftaten begehen?“

Die ungarischen Behörden erklärten zur Möglichkeit der Ahnung weiterer Straftaten folgendes: „Er ist Zeuge in diesem Prozess. Aber wenn die Polizei und Staatsanwaltschaft gegen ihn neue Ermittlungen eröffnen, kann er erneut angeklagt werden.“ Die Aussagen von Wilson Raj Perumal sorgten für eine weltweite Verhaftungswelle.

Der Sumpf der Wettmanipulationen erstreckt sich über die ganze Welt. Sowohl in Australien, Asien, Afrika, Amerika als auch in Europa ist die millionenschwere organisierte Kriminalität im Bereich des Fußballs anzutreffen. Sämtliche Ligen und Klassen, seien es nun Amateurpartien, Jugendfussball-, die Champions-League- oder WM-Qulifikationensspiele, sind von der Verschieberei betroffen.

Prof. Dr. Steffen Lask

„Man hat an mir ein Verbrechen begangen!“

Rubin Carter starb am Sonntag im Alter von 76 Jahren in Toronto an Prostatakrebs. Er war ein amerikanischer Boxer mit dem Spitznamen „Hurricane“, welcher als Opfer der rassistischen amerikanischen Justiz zu einer Symbolfigur wurde.

In den frühen sechziger Jahren gehörte Carter zu den Besten seiner Klasse. Markenzeichen war sein äußeres Erscheinungsbild: ein Schnurrbart, eine rasierte Glatze sowie ein angsteinflößender Blick. Das durchtrainierte junge schwarze Mittelgewicht verdankte seinen Boxerfolg vor allem seiner gefrüchteten harten Linken.

1966 endete seine Boxkarriere abrupt. Er wurde eines Nachts festgenommen und des Mordes an drei Weißen bezichtigt. Trotzdem er seine Unschuld stets beteuerte, lautete das Urteil: Freiheitsstrafe von „Dreimal lebenslänglich“. Der Schuldspruch basierte ausschließlich auf einer einzigen belastenden Zeugenaussage, welche sich später als falsch erwies.

Die Kämpfernatur gab jedoch nicht auf. So schrieb er seine Geschichte, „The Sixteenth Round“, auf und erlangte durch die Veröffentlichung des Buches große Aufmerksamkeit. Bob Dylan widmete ihm beispielsweise damals einen Song, „Hurricane“.

Ergebnis war eine Wiederaufnahme des Verfahrens, dessen Ende allerdings mit einem erneuten Schuldspruch im Jahre 1976 deprimierend war. Erst nach abermaligem Aufrollen des Verfahrens und der Feststellung von „groben Verfahrensverstößen“, woraufhin die Staatsanwaltschaft die Klage fallen ließ, wurde Carter 1985 nach knapp 20 Jahren Haft freigesprochen. Der Bundesrichter stellte in dem letzten Verfahren fest, dass sich die Staatsanwaltschaft und die Polizeibeamten von Rassismus leiten ließen sowie Beweismittel manipulierten.

Große Beachtung fand die Verfilmung der Misere im Jahre 1999 unter dem Titel „Hurricane“, worin Denzel Washington die Hauptrolle spielte: „Ich bin unschuldig. Man hat an mir ein Verbrechen begangen.“

Sowohl der Film als auch das gleichnamige Lied werden dafür Sorge tragen, dass Carter stets in Erinnerung bleiben wird. So sang Bob Dylan: „Ich kann mir nicht helfen, aber ich schäme mich, in einem Land zu leben, in den Gerechtigkeit nur ein Spiel ist“.

Prof. Dr. Steffen Lask

Wiederholungstäter: Abermals Geldstrafe für Sportdirektor Völler

Bereits 2005 legte sich Rudi Völler nach einem Spiel gegen den Vfl Wolfsburg erstmalig mit einem Schiedsrichter an. Damals konnte er sich mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einigen und musste keine Strafe zahlen, sondern spendete 3.000 €. Schon im Oktober 2011 wurde Rudi Völler dann jedoch zur Kasse gebeten. Er übte erneut Kritik an einem Schiedsrichter, Günter Perl, und wurde für diese zu einer Geldstrafe von 10.000 € verurteilt.

Nun muss der Sportdirektor des Bayern Leverkusen abermals Strafe zahlen. Nach dem Bundesliga-Spiel beim Hamburger SV (1:2) attackierte der 53. Jährige zum dritten Male einen Schiedsrichter, hier Bastien Dankert, scharf: „Der 13. Mann des HSV war Herr Dankert. Wenn der HSV den Antrag stellt, dass Herr Dankert noch eines der letzten Spiele pfeift, werden sie definitiv nicht absteigen“.  Reaktion war die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens „wegen unsportlichen Verhaltens“. In seiner Stellungnahme gab der Sportdirektor an, dass ein spontaner Gefühlsausbruch Grund für die getätigten Aussagen war: „Eigentlich wollte ich dazu nichts mehr sagen. Dann wurde ich telefonisch in die Sendung zugeschaltet. Als ich die Bilder noch mal sah, ist es noch mal in mir hochgekommen. Es waren zwei klare Elfmeter, wir hätten das Spiel gewonnen“. Das DFB-Sportgericht verurteilte Völler im Ergebnis zu einer Geldstrafe in Höhe von 8.000 €. Der Wiederholungstäter hat das Urteil akzeptiert.

Prof. Dr. Steffen Lask

 

Folgenreicher Wutausbruch von Eishockey-Star David Wolf

Dem Hamburger Eishockeyspieler David Wolf drohen nach einem brutalen Ausraster üble Folgen. Zum Ende einer Playoff-Halbfinal-Partie brannten dem Nationalspieler wohl alle Sicherungen durch. Der 102-Kilo-Mann provozierte erst einen Streit, schlug sodann Gegenspieler Jakub Ficenec zu Boden und knüpfte sich schlussendlich Benedikt Schopper mit bloßen Fäusten vor. Letzterem prügelte Wolf 6 Zähne aus dem Mund.

Diese Agressionsexplosion lässt eine Teilnahme des 24-jährigen an der Weltmeisterschaft in Minsk vom 9. bis 25. Mai in weite Ferne rücken. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) sperrte den Stürmer für 7 Meisterschaftsspiele. Dabei erstreckt sich diese Sanktion, anders als beispielsweise im Fußball, laut Regel 17 der Statuten der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) auch auf Länderspiele. „Ein in der Liga gesperrter Spieler darf nicht nominiert werden“, so Bundestrainer Pat Cortina.

Mittels einer Antragstellung durch den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) auf Einzelfallentscheidung könnte die Erstreckung auf Spiele der Nationalmannschaft zwar abgewendet werden. Jedoch müsste der deutsche Dachverband hierfür seine „eigenen Regeln brechen“, vervollständigte Cortina. Insoweit wird Wolf dem deutschen Team voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen.

Es kommt noch schlimmer: Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. „Es besteht der Anfangsverdacht der gefährlichen Körperverletzung“, sagte Oberstaatsanwalt Helmut Walter. In Anbetracht der Prügelattacken seitens David Wolf ist dies gut nachvollziehbar. Von einer sportspezifischen Einwilligung kann nicht die Rede sein. Bei den Tathandlungen ist keinerlei Zusammenhang zum Sport zu sehen. Ob die Opfer zivilrechtliche Schritte einlegen möchten, ist bisher nicht bekannt.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Haftreduzierung für Ante Sapina

Das Landgericht Bochum hat den geständigen Wettbetrüger Ante Sapina in einem zweiten Verfahren zu 5 Jahren Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte die erste Entscheidung aufgehoben und an das Landgericht zurückverwiesen. Im ersten Urteil war eine Freiheitsstrafe von 5 Jahren und 6 Monaten ausgesprochen worden. Aufklärungshilfe seitens des 38-jährigen Berliners sei der Grund für die Herabsetzung. „Herr Sapina hat in seinen Vernehmungen eine Vielzahl von Details preisgegeben“, erklärte der Vorsitzende Carsten Schwadrat.

Strafschärfend hingegen wirkte sich der Umstand aus, dass gegen Sapina bereits im Jahr 2005 im Rahmen eines anderweitigen Wettskandals eine Haftstrafe von 2 Jahren und 11 Monaten verhängt wurde. Der Angeklagte habe aus der ersten Veruteilung nichts gelernt, so Schwadrat. Zudem handle es sich um schwere Wirtschaftskriminalität.

Ante Sapina soll mittels einer Londoner Firma, mindestens zwei Komplizen und hohen Einsätzen auf dem asiatischen Wettmarkt Gewinne in Höhe von mehr als 4.3 Millionen EUR erzielt haben. Er gilt als Zentralfigur mehrfacher Wettbetrugsaffären im Fußball. In unabsehbarer Zukunft könnte Sapinas Wissen dem Sport wohl allerdings auch zugutekommen. Er biete sich nunmehr an, bei der Entwicklung einer Software zur Entdeckung von Wettmanipulationen mitzuhelfen. Angesichts seiner Rückfallanfälligkeit erscheint dieses Angebot derzeit wohl kaum glaubhaft, dürfte aus sportlicher Sicht jedoch kaum auszuschlagen sein.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask