BFV vs. Franken-Elf

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat ein sportrechtliches Verfahren gegen Spieler der Franken-Elf eingeleitet. Hintergrund ist, eine Franken-Nationalmannschaft aufzustellen und wettbewerbsfähig zu machen.

Um diesen, auf den ersten Blick wohl scherzhaft anklingenden Gedanken zu verstehen, muss das System des Sports, insbesondere des Fußballs aufgezeigt werden. Es gilt das monopolbildende Ein-Platz-Prinzip, welches für jedes Bundesland nur einen Landessportbund und für jede Sportart nur einen Spitzenverband zulässt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stellt im deutschen Fußball den Spitzenverband dar, der BFV ist als Fachverband des Landes Bayern dort Mitglied. Dies setzt sich auf europäischer (UEFA) und weltweiter (FIFA) Ebene fort. So sollen einheitliche Regelungen und die Vergleichbarkeit von sportlichen Leistungen im Wettkampf ermöglicht werden.

So weit, so gut. Neben der FIFA hat sich allerdings ein zweiter, konkurrierender Weltfußballverband organisiert. Die Confederation of Independent Football (CONIFA) vereinigt Fußballteams von Minderheiten und nicht anerkannten Staaten. Bei der diesjährigen (Parallel-)Weltmeisterschaft traten u. a. Kurdistan FA, Darfour United, Abkhazia FA sowie der Sieger Countea de Nissa FA an. Daneben gibt es weitere „Nationalmannschaften“ wie die der Franken.

Die Existenz der CONIFA an sich widerstrebt dem monopolbildenden Ein-Platz-Prinzip nicht. Problematisch wird es, wenn einzelne Spieler oder Funktionäre in beiden Organisationen aktiv werden. Beim Spiel der fränkischen Auswahl gegen FA Raetia sollen Spieler nominiert worden sein, die sich parallel im Organisationsstrang des DFB engagieren. Dies dürfte letztlich der Grund sein, weshalb der BFV nunmehr gegen einzelne Spieler der Franken-Elf vor dem Sportgericht vorgeht.

Bereits vor der Partie gegen die schweizerische Regionalmannschaft wies die Rechtsabteilung des BFV alle Spieler schriftlich darauf hin, dass „Auswahlspiele, bei denen Spieler unterschiedlicher Mannschaften mitwirken, grundsätzlich nur vom Verband durchgeführt werden.“ Zudem warnte der BFV auf der offiziellen Website: „Der Bayerische Fußball-Verband weist darauf hin, dass die Teilnahme an dem Spiel für Mitglieder des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) strikt untersagt ist. Eine Teilnahme wird sportgerichtlich verfolgt und kann bestraft werden.“

Zumindest Martin Driller, ehemaliger Bundesligaprofi, ließ die Drohung kalt und fürchtet nicht um seine DFB-Trainerlizenz. „Die können sie mir gerne nehmen, wenn sie die brauchen“, so der 44-Jährige. Bleibt abzuwarten, wie viele Spieler von den rechtlichen Schritten betroffen sind und wie sich diese Angelegenheit entwickelt.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Zweifelhaftes FIFA-Dopingkontrollsystem II (Forts.)

Bereits im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Brasilien wurde viel diskutiert, ob und wie effektiv Dopingkontrollen bewältigt werden könnten. Zum ersten Mal in der Geschichte stand im Austragungsort kein Anti-Doping-Labor zur Verfügung. Stattdessen sollte ein Anti-Doping-Labor in Lausanne, Schweiz die Aufgabe übernehmen. Vor den Halbfinals präsentierte der Weltfußballverband (FIFA) nun ihre Analyseergebnisse: 777 Tests, davon 232 während der Endrunde, kein einziger Dopingfall. Sollte bis zum Finale zudem keiner hinzukommen, dürfte sich die FIFA über die fünfte dopingfreie WM freuen.

Ob die Zahlen allerdings die Realität widerspiegeln, dürfte zumindest unter 3 Gesichtspunkten fraglich bleiben. Kritisch ist zum einen, dass die FIFA wohl jede Mitwirkung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ablehnt. „Es gibt kein unabhängiges Beobachterprogramm, das ist das Entscheidende. Wenn sie alles in Eigenregie machen und keine externe Kontrolle zulassen, ist das alles hinfällig“, sagte Sörgel, Pharmakologe und Dopingexperte gegenüber Medienvertretern. Zum anderen sollen zwar alle Proben innerhalb von 60 Stunden analysiert worden sein. Transportbeschädigungen, Verzögerungen oder Verluste auf der gut 9000 km langen Luftstrecke jedoch sind zumindest denkbar. Auf Nachfrage wurde darüber hinaus eingeräumt, dass keinerlei unangekündige Trainingskontrollen stattgefunden hätten. Sörgel: „Natürlich funktioniert Doping auch zwischen den Spieltagen. EPO in Niedrigdosierung oder geschickt gemischt, ist nur ein paar Stunden nachweisbar und damit ein gewaltiges, ungelöstes Problem.“

Letztlich: Ist das Dopingkotrollsystem der FIFA lediglich ein Alibiprogramm? Angesichts der Bestechungs- und Verschleierungsdebatten, die in den letzten Tagen und Wochen verlautbart wurden, sei diese polemische Frage gestattet.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Thiago Silva bleibt gelbgesperrt

Brasilien wird im WM-Halbfinale gegen Deutschland definitiv auf ihren Kapitän und Abwehrchef Thiago Silva verzichten müssen. Die Disziplinarkommission des Weltfußballverbands (FIFA) hat den Antrag des brasilianischen Fußballverbands (CBF) auf Aufhebung der Spielsperre erwartungsgemäß zurückgewiesen. Es gebe keine rechtliche Grundlage, sich damit zu befassen, so das zuständige Gremium.

Zudem wird die FIFA auch nachträglich keine Sanktion gegen Zuniga, den kolumbianischen Mittelfeldspieler, welcher Neymar einen Lendenwirbel brach, aussprechen. Die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters bleibt insoweit unberührt. Ob der CBF dennoch strafrechtlich gegen Zuniga vorgehen will, ist noch nicht bekannt.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Zwischenbericht zum WM-Halbfinale

Morgen steht das mit Spannung erwartete Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien an. Dabei muss das Gastgeberland (wohl) auf 2 besonders wichtige Spieler verzichten: Kapitän Thiago Silva und Hoffungsträger Neymar. Letzterer erlitt im Viertelfinale gegen Kolumbien einen Wirbelbruch, wird definitiv fehlen. Silva sah die gelbe Karte, dürfte gesperrt ausfallen.

Der brasilianische Fußballverband (CBF) hat sich beider Sachverhalte angenommen. Gegen Zuniga, den kolumbianischen Neymar-Treter, soll eine juristische Klage geprüft und ggf. vorbereitet werden. Gegen die gelbe Karte, welche Silva wegen Behinderung des gegnerischen Torwarts erhielt, wurde seitens CBF – ähnlich wie im Fall Garrincha – Protest eingelegt. Art. 37 des FIFA-Disziplinarreglements besagt hierzu: „Zur Verhinderung einer Benachteiligung von Mannschaften, die in einer Vorrunde eines Wettbewerbs mehr Spiele als andere ausgetragen haben, oder aus anderen außergewöhnlichen Gründen kann die Disziplinarkommission ex officio oder auf Antrag einer Konföderation die Annullierung von Verwarnungen beschließen, die nicht zu einem Feldverweis geführt haben.“ Beide Teams – Deutschland, Brasilien – haben bisher 5 Spiele absolviert, außergewöhnliche Gründe sind nicht ersichtlich. Die Erfolgsaussichten des Protests dürften deshalb relativ gering sein.

Im zweiten Halbfinale treffen im Übrigen Argentinien und die Niederlande aufeinander. Tim Krul, niederländischer Ersatzkeeper und Elfmeterheld des Viertelfinals gegen Costa Rica, könnte allerdings ein Nachspiel ereilen. Ihm drohen Ermittlungen der FIFA, weil er beim Elfmeterschießen auf die gegnerischen Schützen einredete und sie zu verunsichern versuchte. Delia Fischer, FIFA-Sprecherin, betonte, dass Fair Play der FIFA sehr wichtig sei. Bevor Ermittlungen eingeleitet würden, werde allerdings der offizielle Spielbericht abgewartet. Krul scheint sich hingegen keiner Schuld bewusst zu sein: „Ich habe nichts falsch gemacht, war nicht aggressiv. Ich habe sie nicht in aggressiver Art angeschrien. Ich habe ihnen nur gesagt, dass ich weiß, wohin ihr Schuss geht.“ Sportliches Verhalten sieht dennoch anders aus.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Manipulationsvorwürfe gegen Kamerun

Kamerun ist bei der Weltmeisterschaft in Brasilien bereits ausgeschieden. Unter anderem weil die „unbezähmbaren Löwen“, wie sie sich offiziell nennen, in der Vorrunde eine bittere 0:4-Niederlage gegen Kroatien kassierten. Zwar ein deutliches, allerdings wohl nicht ungewöhnliches Spielergebnis. Nach Angaben von Wilson Raj Perumal, einem mehrmals verhafteten und verurteilten Wettbetrüger, hingegen soll die Begegnung manipuliert worden sein. Gegenüber dem „Spiegel“ soll Perumal das Spielergebnis sowie eine rote Karte für die Afrikaner in der ersten Spielhälfte, die der Kameruner Alexandre Song tatsächlich sah, bereits einige Stunden vor dem Spiel angekündigt haben. Zudem glaubt er, Kamerun habe die gesamte Vorrunde verschoben. „In dieser Mannschaft gibt es sieben faule Äpfel“, so der 48-jährige Tamile.

Der kamerunische Fußballverband (Fecafoot) ermittelt, der Weltfußballverband (FIFA) hält sich diesbezüglich mit Stellungnahmen zurück. „Die FIFA ist nicht in der Position, dies zu beurteilen“, erklärte Delia Fischer, FIFA-Sprecherin.

Bleibt abzuwarten, ob Perumal lediglich erstaunlich gut geraten hat oder tatsächlich eine Betrugsaffäre hinter dem betroffenen Spiel steckt. Erst kürzlich geriet Perumal wegen manipulativer Machenschaften in die Schlagzeilen. Derzeit sagt er als Kronzeuge in einem Prozess gegen sein ehemaliges Syndikat aus.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask