„Und täglich grüßt das Murmeltier…“

Doping II

Zwei weitere Spitzensportler stehen unter Dopingverdacht. Dieses Mal: Boxweltmeister Tyson Fury und NFL-Champion Peyton Manning.

Fury soll noch vor dem Kampf gegen Wladimir Klitschko, bei dem er den gebürtigen Ukrainer entthronte, positiv auf das anabole Steroid Nandrolon getestet worden sein. Dies wurde erst jetzt bekannt. Den Rückkampf mit Klitschko musste Fury verletzungsbedingt absagen. Klitschko könnte seine Titel dennoch sehr bald zurückerhalten, und zwar – soweit der Dopingvorwurf bestätigt wird und zu einer Suspendierung führt – kampflos. Klitschko-Manager Bernd Bönte erklärte: „Wir erwarten von der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD lückenlose Aufklärung. Der Fall darf nicht so versanden.“

Peyton Manning hingegen ist zwar nicht mehr aktiv. Der US-Amerikaner beendete seine äußerst erfolgreiche Karriere erst in diesem Jahr mit dem Super-Bowl-Triumph mit den Denver Broncos. Allerdings soll der Quarterback im Jahr 2011 in einer Anti-Aging-Klinik mit menschlichen Wachstumshormonen behandelt worden sein. Er bestreitet dies vehement: „Es ist nie passiert. Nie.“, so Manning: „Wer so etwas sagt, denkt sich Sachen aus.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass ein US-Sportler in einer Anti-Aging-Klinik nachgeholfen hätte.

Bleibt in beiden Angelegenheiten abzuwarten, ob sich die Vorwürfe erhärten oder wie so oft alsbald kommentarlos wieder aus dem medialen Fokus entschwinden.

Ganz nebenbei: Es handelt sich in beiden Fällen um Sportsysteme – Profiboxen und American Football – die mit Gewissheit nicht gerade Vorreiter in Sachen Anti-Doping-Kampf sind.

Warum Klitschko keinen Trainingskontrollen unterliegt

Bankdrücken

Wladimir Klitschko, amtierender Schwergewichtschampion im Boxen, ist seit einer gefühlten Ewigkeit ungeschlagen. Das scheint, in Anbetracht seiner letzten Kämpfe vorerst auch so zu bleiben. Klitschkos Überlegenheit ist nicht abzusprechen. Bemerkenswert erscheint hingegen, dass eben jener keinen Dopingkontrollen außerhalb des Wettkampfs unterliegt. Anders als viele andere vermarktet sich der Ukrainer selbst und ist dem NADA-Testpool nicht zugehörig, sodass er nicht einmal den Melde- und Kotrollpflichten, die zuletzt Philipp Collin und ‚Mimi‘ Kraus zum Verhängnis wurden, unterliegt.

Seine Mitgliedschaft im Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) ändert nichts daran. Dieser sieht Dopingkontrollen nur im Rahmen von Wettkämpfen vor. So heißt es in Art. 7 Abs. 1 der Dopingbestimmungen des BDB: „Der BDB e.V. regelt gem. der Doping-Ordnung die Durchführung der Dopingkontrollen innerhalb und außerhalb der Wettkämpfe, wobei hinsichtlich der Wettkämpfe insbesondere Deutsche Meisterschaften sowie nationale und internationale Veranstaltungen einbezogen sein sollen.“ Gem. Art. 12 „werden bei nationalen und internationalen Titelkämpfen beide Boxer/innen kontrolliert.“ Klingt nach einem eingeengten Spielraum.

Aber auch die Weltverbände WBO, WBA, IBF, IBO bedienen sich lediglich eingeschränkter Wettkampftests. Trainingskontrollen bleiben aus. Zudem haben sich die Weltboxverbände bisher nicht dem WADA-Code unterworfen. „Bisher hatten wir den Schritt nicht gewagt, weil wir Angst hatten, es würde die Zahl unserer Kämpfe verringern“, wird die Juristin der IBF im letzten Jahr in der Berliner Zeitung zitiert. Das ADAMS-System nutzt bis heute weder die IBF noch ein anderer Boxweltverband.

Bleibt abzuwarten, wie sich diese Missstände in Zukunft entwickeln werden. Von fairem Sport kann aber kaum die Rede sein, solange einige Boxer WADA-konform unter Aufsicht stehen und andere praktisch nur am Wettkampftag Dopingtests unterliegen.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask