Interview: Nachfolge – „Praxis ist kein Zuckerschlecken“

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München – Der Internist Dr. Ulrich Schaller beschäftigt sich mit dem Thema Praxisnachfolge, obwohl er noch über zehn Jahre Berufsleben vor sich hat.

Herr Dr. Schaller, seit wann haben Sie eine eigene Praxis?

Nach verschiedenen Stationen an Münchner Kliniken habe ich mich 1998 in eine Praxisgemeinschaft eingekauft und mich in München-Pasing niedergelassen. Ich bin dann 2010 umgezogen und praktiziere jetzt in den Pasinger Hofgärten, nur wenige Minuten vom Pasinger Bahnhof entfernt. Dabei unterstützen mich drei medizinische Fachangestellte; dazu kommt eine Mitarbeiterin für den administrativen Bereich. Der Umzug war schon ein erster Schritt in Richtung Praxisübergabe. Denn die Räumlichkeiten in diesem Neubau, die ich mir mit einer Praxis für Augenheilkunde teile, sind bestens ausgestattet. Der Standort ist unschlagbar: Er hat mir rund 25 Prozent mehr Patienten beschert, was auch einem potenziellen Nachfolger zugutekommt.

Warum beschäftigen Sie sich schon jetzt mit Ihrer Nachfolge, Sie sind doch erst 55 Jahre alt?

Für mich ist das keine Frage des Alters, sondern von aktiver Zukunfts- und Lebensplanung. Zum einen hängen meine Überlegungen mit der Laufzeit bestehender Verträge wie des Praxismietvertrags zusammen. Zum anderen weiß ich aus vielen persönlichen Gesprächen mit Kollegen, dass es tatsächlich immer schwieriger wird, einen geeigneten Nachfolger zu finden; denn eine Arbeitswoche als freiberuflich tätiger Arzt hat in der Regel wenigstens 60 Stunden. Das lässt sich nur schwer mit Privat- und Familienleben vereinbaren und ist kein Zuckerschlecken, da wir Ärzte neben der Arbeit mit Patienten auch unternehmerisch gefordert sind.

Aber das geht eigentlich fast allen freiberuflichen Medizinern so und ist doch vor der Eröffnung einer eigenen Praxis bekannt?

Das stimmt. Doch es kommt noch etwas ganz Entscheidendes hinzu: In sogenannten überversorgten Gebieten wie München können einzelne Zulassungen wieder eingezogen werden, wenn eine Praxis zur Disposition steht. Aber ohne Nachfolger laufe ich Gefahr, dass ich einerseits möglicherweise an einen noch gültigen Mietvertrag gebunden bin und andererseits für die Praxis gerade einmal den Verkehrswert erhalte. Da sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ständig ändern, gibt es wenig Planungssicherheit. Ich habe daher zu Beginn des Jahres meine Berater bei Ecovis angesprochen und werde auf deren Rat hin schon jetzt versuchen, einen Nachfolger aufzubauen. Das könnte erst einmal auch eine Teilzulassung sein. In jedem Fall wäre dann die Praxis besetzt und könnte auch nach meinem Ausscheiden in einigen Jahren nahtlos weiterlaufen.

Wie bewältigen Sie diese vielschichtigen Aufgaben als Arzt, Unternehmer und Arbeitgeber?

Was die steuerliche Seite – beruflich und privat – angeht, bin ich bei Ecovis in guten Händen. Schon mein Vater war dort seit 1962 Mandant; damals hieß die Kanzlei allerdings noch Kufner und Schächtl. Diese vertrauensvolle und enge Verbindung hat sich in den vergangenen Jahren um den Bereich Rechtsberatung erweitert. Hier habe ich bei der Gründung der Praxisgemeinschaft zusammen mit den Augenärzten auf die Expertise von Ecovis zurückgegriffen. Neben der Ausarbeitung des Miet- und Praxisgemeinschaftsvertrags hat mich Ecovis auch bei der Praxisfinanzierung unterstützt. Sehr wichtig ist für mich, dass ich jederzeit Rat einholen kann, beispielsweise wenn es um Investitionen geht. So wurde mir von meinen Beratern schon sehr früh empfohlen, mich so wenig wie möglich mit Verträgen zu belasten, sondern notwendige Geräte zu kaufen und über die Bank zu finanzieren. Ich habe keine Leasingverträge, die einem potenziellen Nachfolger als Altlasten aufgebürdet werden. Für mich sind das alles Pluspunkte, die mir eine gute Nachfolgeregelung ermöglichen.

Tim Müller, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht bei Ecovis in München, tim.mueller@ecovis.com

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