Preisentwicklung beim Düngermarkt: Rückkehr zu den alten Konditionen?
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Preisentwicklung beim Düngermarkt: Rückkehr zu den alten Konditionen?

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Der Markt für Düngemittel hat in den Jahren 2021 und 2022 stark geschwankt. Seit Anfang 2023 ist zu beobachten, dass sich die Preise auf das Niveau von 2021 einpendeln. Welche Faktoren für die Preisbildung eine Rolle spielen, erklärt Gastautor Christian Kötter von der LBB in Göttingen.

Seit Sommer 2021 haben die starke Rohstoffnachfrage nach dem Ende der Corona-Pandemie, der Schock für die Märkte durch den Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise die Märkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Betriebsmittel in ungeahnte Höhen katapultiert. Seit Beginn 2023 lässt sich nun beobachten, wie die Märkte kontinuierlich auf die Ausgangsniveaus von 2021 zurückkehren.

Für die sehr energieintensive Herstellung von stickstoffhaltigen Düngemitteln benötigen die Hersteller Erdgas nicht nur als Energieträger, sondern auch als Reaktionspartner. Daher ist die Entwicklung der Preise für Stickstoffdünger unmittelbar mit der Entwicklung des Erdgaspreises verknüpft. Russlands Rolle als größter Erdgasexporteur der Welt sowie die starke Abhängigkeit Westeuropas und allen voran Deutschlands von russischem Erdgas haben durch zunehmende Unsicherheit über die künftige Versorgung Westeuropas mit Energie zu den rasanten Preisanstiegen geführt.

Die Befürchtungen, dass Wohnzimmer kalt bleiben, Industrieanlagen und Düngewerke heruntergefahren werden und die Verfübarkeit von stickstoffhaltigen Düngemitteln massiv absinkt, haben sich im Nachhinein glücklicherweise nicht bewahrheitet. Hohe Preise für Gas haben dazu geführt, dass die Kapazitäten in nahezu allen anderen Herkunftsländern innerhalb und außerhalb Europas ausgedehnt wurden. Parallel dazu ist die Erdgasnachfrage in den ersten neun Monaten 2023 um neun Prozent gesunken, da energieintensive Industrieprozesse gedrosselt wurden, verstärkt andere Energieträger, beispielsweise Flüssiggas, eingesetzt sowie im privaten und öffentlichen Bereich Einsparprogramme nicht zuletzt aus wirtschaftlichem Interesse umgesetzt wurden.

Die Folgen der Energiekrise auf den Düngermarkt

Auf dem Düngermarkt mussten Landwirte in den vergangenen zwei Jahren Abstriche bei der Verfügbarkeit einzelner Düngemittel machen. Schlussendlich konnte in der Hauptdüngesaison aber jeder Betrieb, der dies wollte, auch Dünger bekommen.

Sinkende Weizenpreise sowie die großen Unterschiede zwischen den Vorkaufspreisen von Dünger für 2023 und den Saisonpreisen 2023 haben im weiteren Verlauf dazu geführt, dass für das Frühjahr 2024 insgesamt sehr wenig Dünger vorgekauft wurde, national wie international. Aufgrund dieser schwachen Nachfrage sahen sich die Düngerhersteller gezwungen, die sinkenden Produktionspreise durch den Rückgang des Erdgaspreises auch an die Landwirtschaft weiterzugeben.

Die Preise für phosphorhaltige (P-haltige) Düngemittel haben sich zwischen dem Sommer 2021 und dem Peak im Jahr 2022 ebenfalls verdreifacht. Dies hängt aber nur in Teilen (Ammonium im Diammonphosphat, DAP) mit dem Anstieg der Gaspreise zusammen. Vornehmlich stiegen die Phosphorpreise aufgrund der Tatsache an, dass Russland zu den wichtigsten Phosphatexporteuren der Welt zählt und mit Beginn des Kriegs in der Ukraine die Versorgungssicherheit mit P-haltigen Düngemitteln infrage gestellt wurde.

Auch hier haben die sinkenden Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage geführt. Insbesondere in Asien ist der Einsatz P-haltiger Düngemittel 2023 deutlich zurückgegangen. Dabei sind die russischen Phosphatmengen nicht vom Weltmarkt verschwunden. Sie bedienen nun überwiegend die brasilianische und indische Nachfrage. Die Preise für Phosphatdünger haben sich aber dennoch noch nicht in dem Maße normalisiert wie die Stickstoffpreise, da chinesische und marokkanische Exportbeschränkungen das Angebot auf dem Weltmarkt knapp halten.

Die Entwicklung der Preise für Kali

Russland und Weißrussland repräsentieren gemeinsam mit Kanada rund 70 Prozent der weltweiten Kaliumexporte. Während Russland im Zuge der Sanktionen gegen den Westen hohe Exportsteuern auf Kali (K) erhoben hat, haben die baltischen Staaten den weißrussischen Exporteuren zusammenhängt den Zugang zu ihren Ostseehäfen verwehrt. Die hieraus entstehende Angebotsverknappung führte dazu, dass Kali sich mit den anderen Nährstoffen zusammen ebenfalls im Preis verdreifachte. Obwohl die Sanktionen auf beiden Seiten noch Bestand haben, hat sich die Kaliumverfügbarkeit besser als erwartet herausgestellt. Die belarussischen Kaliummengen sind nicht gänzlich vom Markt verschwunden. Sie werden verstärkt über den Schienenweg und russische Häfen nach China geliefert. Dadurch werden kanadische Kapazitäten frei, die nun zusammen mit der inländischen Produktion die europäische Nachfrage bedienen.

Getrieben durch die starken Anstiege von Stickstoff-, Phosphor- und Kalipreisen hatten sich im Frühjahr 2023 ebenfalls die Preise für organische Düngemittel, abhängig von der regionalen Verfügbarkeit, verdoppelt. Neben den gestiegenen Nährstoffwerten der Organik haben sich hier auch die deutlichen Anstiege der Dieselkosten ausgewirkt. Im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024 hat sich dieses Bild ebenfalls vollständig gedreht. Hierzu haben neben den beschriebenen Preisrückgängen der Nährstoffe insbesondere die Wetterbedingungen in der zweiten Jahreshälfte 2023 und zu Beginn des aktuellen Jahres beigetragen. Vielerorts konnten Landwirtinnen und Landwirte schon im vergangenen Herbst nicht die geplanten Mengen ausbringen, da die Befahrbarkeit der Flächen schlicht nicht gegeben war. Hohe Winterniederschläge erschweren bislang die Befahrbarkeit der Flächen und haben manches Lager zusätzlich gefüllt. Wer heute befahrbare Flächen oder noch freien Lagerraum hat, kann sicherlich zu attraktiven Konditionen Organik aufnehmen.

Die Entwicklung von Einzelnährstoffen

Während kurz vor dem Preisanstieg 2020/2021 nahezu kein Unterschied zwischen Kalkammonsalpeter (KAS) und Harnstoff vorlag, lag der Unterschied in der Spitze über 1 Euro/kg Stickstoff (N). Auch heute beträgt die Differenz zwischen stabilisiertem Harnstoff und KAS noch über 10 Cent/kg N. Während an diesem Beispiel die Einzelnährstoffpreise noch relativ einfach zu vergleichen sind, fällt dies bei den immer neuen Produkten und Düngermischungen zunehmend schwerer. Dadurch wird der Markt intransparenter. Landwirtinnen und Landwirte sollten sich daher stets informieren, welche Düngemittel gerade preislich attraktiv sind.

Nach zwei Jahren extremer Marktvolatilität auf den Düngermärkten lässt sich festhalten, dass

  • die Lieferketten für Dünger sich als robuster erwiesen haben, als es zu befürchten war;
  • die russischen Mengen nicht vom Markt verschwunden sind, sondern nur nicht mehr in Westeuropa landen;
  • organische Düngemittel häufig eine preisgünstige Bezugsquelle für Stickstoff, Phosphor und Kalium sind und waren.

Organische Nährstoffe: Die Preise vergleichen lohnt sich

Damit Sie einfach und schnell feststellen können, welche Angebote für mineralische und organische Nährstoffe in diesen stark volatilen Zeiten attraktiv sind, finden Sie hier einen einfachen Düngerpreisvergleich: https://shorturl.at/vwLMQ

Die dort angegebenen Referenzpreise speisen sich aus den wöchentlichen Veröffentlichungen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, im unteren Bereich der Datei, Ihnen vorliegende Angebote für organische oder mineralische Nährstoffe auf ihre Attraktivität hin zu prüfen und zu vergleichen. Dass sich das lohnt, zeigen allein schon die Entwicklungen der Einzelnährstoffpreise für Stickstoff im Kalkammonsalpeter (KAS) und Harnstoff.

 

Autor: Christian Kötter, Ländliche Betriebsgründungs- und Beratungsgesellschaft mbH (LBB), www.lbb-agrar.de christian.koetter@lbb-agrar.de

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