Unternehmensnachfolger dringend gesucht: Die demografische Entwicklung macht’s noch schwerer

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Unter den kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sind die familiengeführten in einer besonderen Situation. Hier erwarten die Eigentümer, dass das häufig von ihnen selbst aufgebaute Unternehmen auch Teil ihrer Altersversorgung bleibt. Das wiederum hängt vom Übernehmer ab: Alle KMU, die weder Kinder noch Verwandte fortführen, werden früher oder später veräußert. Was dabei zu beachten ist, sagt Ecovis-Mittelstandsberater Dr. Holger Fischer.
Wie stellt sich die Situation für Eigentümer dar, die ihr Unternehmen extern verkaufen wollen oder müssen?
Dr. Fischer: Entweder hat das Unternehmen eine besondere Marktposition, eine entsprechende Größe oder ein spezielles Know-how. Dann kann es für eine vor- oder nachgelagerte Marktebene interessant sein, die insbesondere von größeren Unternehmen repräsentiert wird. Oder es ist primär für eigentümergeführte Gesellschaften von Wert.
Warum diese Differenzierung?
Wegen der demografischen Entwicklung in Deutschland. Denn die Zahl der Übergeber steigt, die Zahl der Übernehmer sinkt. Den heute 60-jährigen Frauen und Männern steht eine deutlich kleinere Zahl von 40-jährigen gegenüber, in denen die potenziellen Übernehmer zu sehen sind. Dieses Missverhältnis wird im nächsten Jahrzehnt ansteigen. Zusätzlich sinkt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter. Dies kann keine politische Entscheidung korrigieren – Kinder, die heute nicht geboren sind, können morgen nicht unsere Unternehmen fortführen. Einzige Alternative ist der Zuzug von außen.
Zudem scheint die Bereitschaft zu Unternehmertum in der jüngeren Generation geringer ausgeprägt.
Ja. Außerdem wird sich der Arbeitsmarkt zu einem Arbeitnehmermarkt verändern. Das abhängige Beschäftigungsverhältnis und der dort erzielbare Ertrag stehen in Konkurrenz zum erzielbaren Unternehmerlohn. Das erhöht nicht gerade die Bereitschaft, als gut ausgebildeter junger Mensch das Risiko des Unternehmertums
einzugehen. Daher kommt es zu einem stärkeren Wettbewerb um die Käufer, was zwangsläufig zu einem sinkenden Preis führt.
Was muss ein Eigner dafür tun, dass er sein Unternehmen überhaupt verkaufen und seine Preiserwartung erfüllen kann?
Der Eigentümer sollte das in drei Phasen durchziehen. Zuerst bereitet er die Nachfolge langfristig und konsequent vor. Damit sollte er spätestens drei Jahre vor der beabsichtigten Veräußerung anfangen. Dann nimmt er eine Unternehmensplanung vor, die realistisch die Zukunft des Unternehmens prüft und darstellt. Auf dieser Basis kann eine Unternehmensbewertung und Preisfindung erfolgen, die in ein Verkaufsangebot mündet. Schließlich kann er die Veräußerung angehen, indem er die potenziellen Erwerber im Markt gezielt nach entsprechender Vorbereitung anspricht.
Welche besonderen Regeln gibt es für den Verkauf?
Auch für Unternehmen, die veräußert werden sollen, gelten dieselben Regeln, nach denen sie ihre eigenen Produkte oder Dienstleistungen vertreiben. Ein Unternehmen kann nur dauerhaft am Markt überleben, wenn es sich mit den Leistungsangeboten positiv von der Konkurrenz abhebt und der Kauf für den Erwerber einen Nutzen erzeugt oder zumindest verspricht. Genau das muss beachten, wer sein Unternehmen in einem erkennbar kleineren Markt veräußern will.
Es wird also nicht einfacher, ein Unternehmen zu verkaufen.
So ist es. Der Käufermarkt wird enger. Deshalb sind die Besonderheiten des Unternehmens herauszuarbeiten, damit der Markt einen Kaufanreiz hat.
 
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