Sprint-Weltmeister vor Olympia-Aus

Dem Sprint-Weltmeister über die 100 Meter, Christian Coleman, droht wegen eines verpassten Doping-Test eine Sperre. Der Doping-Test sollte am 9. Dezember letzten Jahres stattfinden. Auf Twitter verteidigte sich Coleman und stritt jegliche Vorwürfe ab. Er legte außerdem Beschwerde bei der Integritätskommission des Leichtathletik-Weltverbands ein. Coleman behauptet, dass er an diesem Tag Weihnachtsgeschenke einkaufen war und sich zu dem Zeitpunkt als die Doping-Kontrolleure bei ihm zu Hause ankamen, nur fünf Minuten entfernt, zum Shoppen befand. Die Kontrolleure hätten nicht versucht, ihn telefonisch oder sonst irgendwie zu erreichen, so seine Verteidigung.

Das ist jedoch – wohlgemerkt – nicht ihre Pflicht. Die Sportler müssen im Voraus einen Zeitraum angeben, in welchem sie für Dopingtest zur Verfügung stehen, damit unangekündigten Dopingkontrollen ihre Wirkung erzielen. Bei Coleman war es nicht der erste Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen.

Er verpasste im Januar 2019 bereits einen Doping-Test und außerdem beging er im April des selben Jahres einen Meldepflichtverstoß. Nach drei solcher Verstöße innerhalb eines Jahres droht dem Athleten eine Sperre zwischen einem und zwei Jahren. Schon im September 2019 kam es zu einem Verfahren, welches Coleman für sich entscheiden konnte. Es ging um einen Formfehler auf Grund dessen, er damals nicht gesperrt wurde.

Das erneute Verpassen des Doping-Tests wirft Fragen auf. Die Anhörung findet im September statt, bis dahin ist unklar, ob der Top-Favorit auf Olympia-Gold über 100 Meter an den Start gehen kann.

Severin Lask / Steffen Lask 

Zwielichtige Geschäfte bei der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen

Im Nachgang zur Vergabe von Sportgroßveranstaltungen muss offenbar stets mit teils strafrechtlichen Ermittlungen wegen Korruption, Geldwäsche, Veruntreuung oder ähnlichen Delikten – wie Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr – gerechnet werden, weil es dafür konkrete, tatsächliche Anhaltspunkte gibt.

Es scheint so, als ginge es bei der Vergabe von Sportveranstaltungen fast nie mit rechten Dingen zu. Zuletzt wurde berichtet, dass es hinsichtlich der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 zur Veruntreuung von Geldern und Korruption in großem Ausmaß gekommen sei. Ebenso sind in der vergangenen Woche Ermittlungen bekannt geworden wegen dubioser Zahlungen, die im Zusammenhang mit der Vergabe der Olympischen Spiele nach Tokio stehen. Im Rahmen der Vergabe der jüngst auf das kommende Jahr verschobenen Olympischen Spiele soll es zu Zahlungen in Millionenhöhe an die Firma eines Sportvermarkters in Japan gekommen sein. Mit in die Sache involviert ist einmal mehr Lamine Diack, der frühere Leichtathletik-Weltpräsident, der in Paris bereits wegen Korruption angeklagt ist.

Doch nicht nur die Vergabe der Olympischen Spiele ist betroffen. Genauso häufen sich die Ermittlungen in der Fußball-Welt. Ob es um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar, Russland oder Südafrika geht oder um „unser“ – das deutsche – Sommermärchen, irgendwie wird bei jeder Vergabe von Großveranstaltungen von den Funktionären gemauschelt, getrickst, geschmiert, gelogen, manipuliert.

Das lässt die Frage aufkommen, wozu überhaupt eine öffentliche „Ausschreibung“? Warum verkaufen die großen Verbände die Veranstaltungen nicht einfach meistbietend? 

Zwar kündigen neue Präsidenten einzelner Verbände häufig zu Beginn ihrer Amtszeiten einen „Kampf“ gegen korruptives Verhalten an oder versprechen die Aufarbeitung zwielichtiger Vorgänge, um dann kurze Zeit später vom Strudel der Macht des Sports und der Aussicht, im Sportbusiness viel Geld zu verdienen, verschlungen zu werden wie der Führungswechsel im internationalen Fußball Verband FIFA gezeigt hat. Es scheint so, als könne man diesen Sumpf der Korruption nicht wirklich austrocknen. 

Bestechung und Bestechlichkeit sind in nahezu allen Rechtsordnungen geregelte Straftaten. Die strafrechtliche Verfolgung der Korruption gilt es, bei der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen zu forcieren. Das ist nämlich auch „Betrug“ am Sport, wie er vielfach den Dopingsündern – zu Recht – vorgeworfen wird. Der Sport sollte an erster Stelle stehen und nicht seine Vermarktung. Erst Sport, dann die Vermarktung. Wird sich diese Ansicht irgendwann durchsetzen?

Severin Lask / Steffen Lask

Thomas Bach – Alleinherrscher über das IOC?

Also doch: Olympia wird ins nächste Jahr verschoben. Um das vorweg zu nehmen: Es ist die einzig richtige Entscheidung! Und sie war überfällig.

Die Athleten müssen sich nun nicht mehr unter den derzeitigen Einschränkungen intensiv auf Olympia vorbereiten in einer unerträglichen Ungewissheit, sondern können die Krise solidarisch mit dem Rest der Gesellschaft überwinden, so der Verein „Athleten Deutschlands“.

In den letzten Tagen mehrten sich die Stimmen von Athleten, dass die Olympischen Spiele verschoben werden sollten. Doch es waren nicht nur die Sportler, die den IOC aufforderten, die Spiele in diesem Jahr ausfallen zu lassen, sondern mit Kanada und Australien kündigten zwei große Sport-Nationen an, dieses Jahr keine Sportler nach Japan zu entsenden, sollten die Spiele stattfinden. Auch der Präsident des Weltleichtathletik Verbands (IAAF) forderte eine Verschiebung der Spiele.

Am 24.03. rief der japanische Ministerpräsident Abe den IOC-Präsidenten Thomas Bach an und bat diesen um eine Verschiebung der Spiele ins nächste Jahr, da ein Großteil der japanischen Bevölkerung sich für einen Ausfall von Olympia 2020 ausgesprochen hatte.

Diesem Druck konnte der ansonsten – gefühlt – beratungsresistente IOC-Präsident Dr. Thomas Bach nicht mehr standhalten. Nachdem er noch in der letzten Woche die Olympischen Spiele unbedingt in diesem Jahr stattfinden lassen wollte, gerierte er sich als jener, der größtes Verständnis für die Belange der Athleten aufbringe und die nunmehr getroffene Entscheidung Japans.

Ohne Zweifel ist es für einen Präsidenten eines so großen Verbandes eine äußerst schwierig Situation, jedoch muss man hervorheben, dass der IOC und allen voran Thomas Bach eine schlechte Figur (auch im Vergleich zur Politik oder anderen großen Sport-Verbänden) abgegeben haben.

Die Fußballer hatten es vorgemacht: Die Fußball-Europameisterschaft wurden vor gut zwei Wochen abgesagt und hätte Japans Ministerpräsident nicht auf eine Absage der Olympischen Spiele gedrängt, wüssten wir in  weiteren zwei Wochen immer noch nicht, wie mit den Sommerspielen verfahren wird. 

Es ist die richtige Entscheidung.

Betrachten wir nochmals das Fußball-Spiel vor ca. 44.000 Fans in Bergamo und greifen den Begriff  „Katalysator“ auf oder wie der Bürgermeister von Bergamo es nennt die „biologische Bombe“, dann möchte wir uns nicht vorstellen, welchen Effekt die Olympischen Sommerspiele in Tokio für die Weltgesundheit gehabt hätte.

Positiv ist hervorzuheben, dass die Entscheidung getroffen wurde. Negativ ist die Kommunikation zuvor und dass ein erheblicher politischer und medialer Druck notwendig war, um den IOC umzustimmen – ob allein die Sportler das erreicht hätten, ist sehr zweifelhaft. „Besser spät als nie!“

Und (personelle) Konsequenzen beim IOC sollten gezogen werden, auch wenn Dr. Bach seine eigene Personalie für unanfechtbar hält, da sollten die maßgeblichen gewichtigen nationalen Verbände ihre Stimme deutlicher erheben, auch mal in großer Runde und mit „einem“ einheitlichen Votum. 

Severin Lask / Steffen Lask

Gesundheit hat Priorität.

Nochmals: Das Thema Corona und Sport. Angesichts der Absage einer Vielzahl von Sportgroßveranstaltungen und der Aussetzung des Ligaspielbetriebs in vielen Sportarten weltweit, fragen wir uns:

Was wird aus den Olympischen Spielen (geplant vom 24. Juli bis 9. August) im Sommer in Tokio/Japan ?

Es scheint, als wolle Japan ungeachtet der Corona-Pandemie die Olympischen Sommerspiele stattfinden lassen. Das IOC – namentlich der Präsident Thomas Bach – hatte dies zuletzt bekräftigt.

Ist das tatsächlich sinnvoll? Auf diese Frage gibt es scheinbar keine einfache allgemeingültige Antwort. Aber welche Frage, die sich im Zusammenhang mit dem Virus stellt, lässt sich im Moment allgemeingültig und richtig beantworten?

Es bedarf wie in jedem Bereich einer Abwägung, sind die Olympischen Spiele in diesem Jahr so wichtig; sind sie nicht verschiebbar? Bei einer Abwägung spielen viele Faktoren eine Rolle. An erster Stelle steht die Gesundheit der Sportler und der Fans und der anderen Menschen an den Wettkampforten. Aber auch andere Gesichtspunkte müssen berücksichtigt werden, wie der logistische Aufwand, solch ein Großereignis zu verschieben, die negativen wirtschaftlichen Folgen, die eine Verschiebung der Spiele oder gar ein ersatzloser Ausfall mit sich bringt und nicht zuletzt (wenn auch von untergeordneter Bedeutung), die individuelle Trainingsplanung, die Qualifikationswettkämpfe der einzelnen Athleten.

Stand heute – scheint die einzige vernünftige Entscheidung, die Sommerspiele abzusagen oder zu verschieben. Denn bei den Olympischen Spielen kommen nicht nur Sportler aus aller Welt, sondern  Fernseh-Teams, Kommentatoren und Zuschauer und Fans zusammen. Die Völker der Welt kommen zum größten Sportereignis zusammen. Selbst wenn man die Fans aus den Stadien ausschließen würde, wäre die Ansteckungsgefahr und die Gefahr einer Neuausbreitung des Virus unkalkulierbar. 

Wir haben in der Champions League gesehen, welche Auswirkungen von einem einzelnen Fußballspiel ausgehen. Nachdem der FC Valencia bei Atlanta Bergamo im Achtelfinal-Hinspiel gespielt hatte, erkrankten rund 35 % der Spieler und ihr jeweiliges Umfeld an Covid-19. Solche Ereignisse sind gigantische Multiplikatoren bei der Verbreitung und Übertragung des Virus.

Selbst der sonst so finanzstarke Fußball stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Die Fußball-Clubs in den Top 5 Ligen müssen bei einem endgültigen Abbruch ihrer Ligen auf ca. 4 Milliarden Euro verzichten. Der Liga-Betrieb und die Internationalen Wettkämpfe sind bis auf Weiteres ausgesetzt. Diese Ausfälle sind für einige Fußball-Clubs, als Wirtschaftsunternehmen nicht zu verkraften. Daher geht es im Fußball um die Abwägung zwischen gesundheitlichen Risiken und wirtschaftlichen Bedenken. Eigentlich sollte per se klar sein, welches Rechtsgut überwiegt. Im Sport scheint es, dass manchen Protagonisten die Abwägung nicht gelingt.

So wie dem Japanische Premierminister bezogen auf die Olympischen Spiele, halten es im Fußball manche Manager für unmöglich, die Saison abzubrechen. Ob dies der richtige Weg ist, wird sich zeigen.

Möglicherweise werden noch andere Lösungen gefunden, wie man mit der Situation umgehen kann. Die Fußball-Europameisterschaft wurde verschoben, damit die Fußball-Clubs in diesem Sommer mehr Zeit haben, die Ligen zu Ende zu spielen.

In so einer Zeit, die allen Bereichen der Gesellschaft große Schwierigkeiten  bringt, ist es wichtig, auf Expertenrat einzugehen und den Empfehlungen von Virologen und Infektionsforschern zu folgen. Die Abwägung zwischen wirtschaftlichen Bedenken und der Gesundheit von Sportlern, Fans und allen im und am Sport Beteiligten scheint für Einige, nicht leicht zu sein. Warum eigentlich nicht? Was ist daran so schwer? Bei all den berechtigten wirtschaftlichen Sorgen die Gesundheit und das Leben sind weitaus wichtiger, als der Profit, der aus dem Geschäft mit dem Sport stammt. Und damit ist die Antwort letztlich doch einfach und allgemeingültig.

Severin Lask / Steffen Lask

Russische Leichtathleten in Rio?

Doping IV

Mit Spannung wird die morgige Entscheidung des IAAF – des Internationalen Leichtathletik Verbandes – in Wien erwartet. Die 26 Councilmitglieder der IAAF werden darüber zu befinden haben, ob die Sperre gegen Russlands Leichtathletik aufgehoben und die Leichtathletikmannschaft der Russen in Rio zu den Olympischen Spielen an den Start gehen wird. Seit November vergangenen Jahres gibt es eine Suspendierung der Russen wegen anhaltender und wiederholter Dopingsverstöße. Wir hatten darüber berichtet. In Wien wird nunmehr unter dem Vorsitz von Sebastian Coe darüber entschieden, ob eine der größten Sportnationen in einer der prestigeträchtigsten Sportarten von den Olympischen Sommerspielen ausgeschlossen wird. Russland hatte nach der Suspendierung reagiert. Aber ob das reicht? Grundlage der Entscheidungsfindung der IAAF soll ein Bericht einer dafür eingesetzten Arbeitsgruppe sein, die die Reformen in Russland nach dem Offenbarwerden des umfassenden Dopings bewertet hat.

Das IAAF-Council hat grundsätzlich nach den Statuten die rechtliche Möglichkeit, einen Mitgliedsverband wegen (fortgesetzten) Verstoßes gegen Dopingbestimmungen zu sperren. Einen vergleichbaren Sachverhalt gibt es bereits. Der bulgarische Gewichtheber Verband ist vom Internationalen Gewichtheber Verband (IWF) wegen wiederholter/zahlreicher Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen von den Olympischen Spielen ausgeschlossen worden. Der bulgarische Verband hatte sich im Ergebnis erfolglos gegen die Entscheidung an den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gewandt. Dieser bestätigte vielmehr die Suspendierung.

Wie wird es der russischen Leichtathletik ergehen?