Dopingsünder als „Gewinner“ der Corona-Krise

Sämtliche Sportwettkämpfe sind derzeit abgesagt, der komplette Wettkampfbetrieb ruht, so wie nahezu jegliches gesellschaftliches Miteinander. Einigen „Sportler“ dürfte dieser Stillstand entgegenkommen.

Die Dopingsünder.

Die Olympischen Spiele in Japan wurden auf 2021 verschoben. Das bedeutet, dass viele der gesperrten Dopingsünder, die in diesem Jahr die Spiele verpasste hätten, im nächsten Jahr wieder startberechtigt sind. Eine „klassische“ Dopingsperre von vier Jahren ist an den Olympischen Zyklus angepasst, solche Ausnahmen wie in diesem Jahr wurden dabei nicht berücksichtigt.

So gibt es prominente Fälle in der Leichtathletik, die bis in den Frühling oder Sommer diesen Jahres gesperrt sind und dadurch nicht an den Olympischen Spielen hätten teilnehmen können oder auf jeden Fall nicht an den Qualifikationswettkämpfen für dieselben. Durch die insgesamt vernünftige Verlegung der Spiele, in den Sommer 2021, wird diese „Sportlern“ die Möglichkeit eröffnet, wie alle anderen auch an den Qualifikationswettkämpfen teilzunehmen. Dies scheint, ungerecht zu sein.

Daher werden die Rufe nach einer anderen Regelung laut. Die Dopingsperre solle an die Wettkämpfe und die Trainingsmöglichkeiten gekoppelt werden. Dadurch, dass im Moment keine Wettkämpfe stattfinden und auch die Trainingsmöglichkeiten für die Sportler alles andere als normal sind, solle die Dopingsperre für diese Zeit „ruhen“. Denn die Sperre sei als Bestrafung gedacht und durch die Verschiebung der Olympischen Spiele, greife diese Strafe nicht so, wie gedacht. 

Doch eine solche – an Wettkämpfe gekoppelte Dopingsperre – entbehrt jeglicher rechtlicher Grundlage. So hatte schon 2007 das IOC, mit Hilfe der Osaka-Regel versucht, Dopingsünder, die mit einer längeren Dopingsperre als sechs Monate belegt wurden, von zukünftigen Olympischen Spielen auszuschließen. Das CAS kippte diese Regelung jedoch, sodass es auch heute schwer vorstellbar ist, eine solche Regelung rechtlich legitimiert durchzusetzen.

Es scheint so einfach zu sein, die Regelung gerecht zu machen. Doch Recht schafft es nicht immer gerecht zu sein, gerade in solch schwierigen Zeiten. 

Severin Lask / Steffen Lask 

Thomas Bach – Alleinherrscher über das IOC?

Also doch: Olympia wird ins nächste Jahr verschoben. Um das vorweg zu nehmen: Es ist die einzig richtige Entscheidung! Und sie war überfällig.

Die Athleten müssen sich nun nicht mehr unter den derzeitigen Einschränkungen intensiv auf Olympia vorbereiten in einer unerträglichen Ungewissheit, sondern können die Krise solidarisch mit dem Rest der Gesellschaft überwinden, so der Verein „Athleten Deutschlands“.

In den letzten Tagen mehrten sich die Stimmen von Athleten, dass die Olympischen Spiele verschoben werden sollten. Doch es waren nicht nur die Sportler, die den IOC aufforderten, die Spiele in diesem Jahr ausfallen zu lassen, sondern mit Kanada und Australien kündigten zwei große Sport-Nationen an, dieses Jahr keine Sportler nach Japan zu entsenden, sollten die Spiele stattfinden. Auch der Präsident des Weltleichtathletik Verbands (IAAF) forderte eine Verschiebung der Spiele.

Am 24.03. rief der japanische Ministerpräsident Abe den IOC-Präsidenten Thomas Bach an und bat diesen um eine Verschiebung der Spiele ins nächste Jahr, da ein Großteil der japanischen Bevölkerung sich für einen Ausfall von Olympia 2020 ausgesprochen hatte.

Diesem Druck konnte der ansonsten – gefühlt – beratungsresistente IOC-Präsident Dr. Thomas Bach nicht mehr standhalten. Nachdem er noch in der letzten Woche die Olympischen Spiele unbedingt in diesem Jahr stattfinden lassen wollte, gerierte er sich als jener, der größtes Verständnis für die Belange der Athleten aufbringe und die nunmehr getroffene Entscheidung Japans.

Ohne Zweifel ist es für einen Präsidenten eines so großen Verbandes eine äußerst schwierig Situation, jedoch muss man hervorheben, dass der IOC und allen voran Thomas Bach eine schlechte Figur (auch im Vergleich zur Politik oder anderen großen Sport-Verbänden) abgegeben haben.

Die Fußballer hatten es vorgemacht: Die Fußball-Europameisterschaft wurden vor gut zwei Wochen abgesagt und hätte Japans Ministerpräsident nicht auf eine Absage der Olympischen Spiele gedrängt, wüssten wir in  weiteren zwei Wochen immer noch nicht, wie mit den Sommerspielen verfahren wird. 

Es ist die richtige Entscheidung.

Betrachten wir nochmals das Fußball-Spiel vor ca. 44.000 Fans in Bergamo und greifen den Begriff  „Katalysator“ auf oder wie der Bürgermeister von Bergamo es nennt die „biologische Bombe“, dann möchte wir uns nicht vorstellen, welchen Effekt die Olympischen Sommerspiele in Tokio für die Weltgesundheit gehabt hätte.

Positiv ist hervorzuheben, dass die Entscheidung getroffen wurde. Negativ ist die Kommunikation zuvor und dass ein erheblicher politischer und medialer Druck notwendig war, um den IOC umzustimmen – ob allein die Sportler das erreicht hätten, ist sehr zweifelhaft. „Besser spät als nie!“

Und (personelle) Konsequenzen beim IOC sollten gezogen werden, auch wenn Dr. Bach seine eigene Personalie für unanfechtbar hält, da sollten die maßgeblichen gewichtigen nationalen Verbände ihre Stimme deutlicher erheben, auch mal in großer Runde und mit „einem“ einheitlichen Votum. 

Severin Lask / Steffen Lask