Thiago Silva bleibt gelbgesperrt

Brasilien wird im WM-Halbfinale gegen Deutschland definitiv auf ihren Kapitän und Abwehrchef Thiago Silva verzichten müssen. Die Disziplinarkommission des Weltfußballverbands (FIFA) hat den Antrag des brasilianischen Fußballverbands (CBF) auf Aufhebung der Spielsperre erwartungsgemäß zurückgewiesen. Es gebe keine rechtliche Grundlage, sich damit zu befassen, so das zuständige Gremium.

Zudem wird die FIFA auch nachträglich keine Sanktion gegen Zuniga, den kolumbianischen Mittelfeldspieler, welcher Neymar einen Lendenwirbel brach, aussprechen. Die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters bleibt insoweit unberührt. Ob der CBF dennoch strafrechtlich gegen Zuniga vorgehen will, ist noch nicht bekannt.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Zwischenbericht zum WM-Halbfinale

Morgen steht das mit Spannung erwartete Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien an. Dabei muss das Gastgeberland (wohl) auf 2 besonders wichtige Spieler verzichten: Kapitän Thiago Silva und Hoffungsträger Neymar. Letzterer erlitt im Viertelfinale gegen Kolumbien einen Wirbelbruch, wird definitiv fehlen. Silva sah die gelbe Karte, dürfte gesperrt ausfallen.

Der brasilianische Fußballverband (CBF) hat sich beider Sachverhalte angenommen. Gegen Zuniga, den kolumbianischen Neymar-Treter, soll eine juristische Klage geprüft und ggf. vorbereitet werden. Gegen die gelbe Karte, welche Silva wegen Behinderung des gegnerischen Torwarts erhielt, wurde seitens CBF – ähnlich wie im Fall Garrincha – Protest eingelegt. Art. 37 des FIFA-Disziplinarreglements besagt hierzu: „Zur Verhinderung einer Benachteiligung von Mannschaften, die in einer Vorrunde eines Wettbewerbs mehr Spiele als andere ausgetragen haben, oder aus anderen außergewöhnlichen Gründen kann die Disziplinarkommission ex officio oder auf Antrag einer Konföderation die Annullierung von Verwarnungen beschließen, die nicht zu einem Feldverweis geführt haben.“ Beide Teams – Deutschland, Brasilien – haben bisher 5 Spiele absolviert, außergewöhnliche Gründe sind nicht ersichtlich. Die Erfolgsaussichten des Protests dürften deshalb relativ gering sein.

Im zweiten Halbfinale treffen im Übrigen Argentinien und die Niederlande aufeinander. Tim Krul, niederländischer Ersatzkeeper und Elfmeterheld des Viertelfinals gegen Costa Rica, könnte allerdings ein Nachspiel ereilen. Ihm drohen Ermittlungen der FIFA, weil er beim Elfmeterschießen auf die gegnerischen Schützen einredete und sie zu verunsichern versuchte. Delia Fischer, FIFA-Sprecherin, betonte, dass Fair Play der FIFA sehr wichtig sei. Bevor Ermittlungen eingeleitet würden, werde allerdings der offizielle Spielbericht abgewartet. Krul scheint sich hingegen keiner Schuld bewusst zu sein: „Ich habe nichts falsch gemacht, war nicht aggressiv. Ich habe sie nicht in aggressiver Art angeschrien. Ich habe ihnen nur gesagt, dass ich weiß, wohin ihr Schuss geht.“ Sportliches Verhalten sieht dennoch anders aus.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Manipulationsvorwürfe gegen Kamerun

Kamerun ist bei der Weltmeisterschaft in Brasilien bereits ausgeschieden. Unter anderem weil die „unbezähmbaren Löwen“, wie sie sich offiziell nennen, in der Vorrunde eine bittere 0:4-Niederlage gegen Kroatien kassierten. Zwar ein deutliches, allerdings wohl nicht ungewöhnliches Spielergebnis. Nach Angaben von Wilson Raj Perumal, einem mehrmals verhafteten und verurteilten Wettbetrüger, hingegen soll die Begegnung manipuliert worden sein. Gegenüber dem „Spiegel“ soll Perumal das Spielergebnis sowie eine rote Karte für die Afrikaner in der ersten Spielhälfte, die der Kameruner Alexandre Song tatsächlich sah, bereits einige Stunden vor dem Spiel angekündigt haben. Zudem glaubt er, Kamerun habe die gesamte Vorrunde verschoben. „In dieser Mannschaft gibt es sieben faule Äpfel“, so der 48-jährige Tamile.

Der kamerunische Fußballverband (Fecafoot) ermittelt, der Weltfußballverband (FIFA) hält sich diesbezüglich mit Stellungnahmen zurück. „Die FIFA ist nicht in der Position, dies zu beurteilen“, erklärte Delia Fischer, FIFA-Sprecherin.

Bleibt abzuwarten, ob Perumal lediglich erstaunlich gut geraten hat oder tatsächlich eine Betrugsaffäre hinter dem betroffenen Spiel steckt. Erst kürzlich geriet Perumal wegen manipulativer Machenschaften in die Schlagzeilen. Derzeit sagt er als Kronzeuge in einem Prozess gegen sein ehemaliges Syndikat aus.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

FIFA sperrt Luis Suarez

Die Disziplinarkommission des Weltfußballverbands (FIFA) hat Luis Suarez wegen seiner Beißattacke für 4 Monate bzw. 9 Spiele gesperrt. Damit sind nicht nur die Weltmeisterschaft, sondern jegliche Fußballaktivitäten – auch im Rahmen des Vereinsfußballs – bis Ende Oktober für den Starstürmer Uruguays gelaufen. Hinzu kommt eine Geldstrafe in Höhe von 100 000 EUR. „So ein Verhalten kann auf keinem Fußballplatz toleriert werden“, begründete Claudio Sulser, Chef der Disziplinarkommission, die Maßnahmen.

Warum die Disziplinarkommission überhaupt tätig werden durfte und wieso eine solch harte Sanktion möglich war, ergibt sich aus dem FIFA-Disziplinarreglement. Suarez hatte im Vorrundenspiel gegen Italien seinen Gegenspieler Giorgio Chiellini kurz vor Spielende in die Schulter gebissen. Da weder Schieds- noch Linienrichter die Aktion zur Kenntnis nahmen und der uruguayischen Angreifer zunächst ungestraft davonkam, eröffnete sich die Anwendung von Art. 77 a) des FIFA-Disziplinarreglements. Dieser spricht der Disziplinarkommission die Kompetenz zu, schwere „Vergehen, die von den Spieloffiziellen nicht bemerkt wurden“, zu ahnden. Die Sanktionshöhe ist letztlich darauf zurückzuführen, dass Englands Spieler und Torschützenkönig der abgelaufenen Saison als Wiederholungstäter einzustufen ist. Er biss bereits vor dem jüngsten Vorfall 2 Mal zu und musste deshalb u.a. im Jahr 2013 eine 10-Spiele-Sperre absitzen. Da nach Art. 19 Nr. 3 des FIFA-Disziplinarreglements die Höchststrafe auf 24 Monate bzw. 24 Spiele begrenzt ist, dürfte Suarez gar mit Milde bedacht worden sein.

Im Übringen hätte ein Einspruch des uruguayischen Verbands keine aufschiebende Wirkung. So wird Suarez beim Achtelfinalspiel der Uruguayer gegen Kolumbien mehr als zu Recht fehlen.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask

Trinkpausen nunmehr zwingend!

Spiele bei der Weltmeisterschaft in Brasilien mit erhöhter Hitzebelastung unterliegen seit Kurzem einem Trinkpausenzwang. So sollen jeweils in der 30. und 75. Spielminute offizielle Pausen eingelegt werden, in denen die Fußballspieler ihren Wasserhaushalt auffrischen können. Allerdings sollen die gerichtlich angeordneten Trinkpausen in Abhängigkeit vom Index Wet Bulb Globe Temperature (WBGT) erfolgen. Dieser berücksichtigt auch Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Wolkendichte, Tageszeit und Windgeschwindigkeit. Erst wenn dieser Faktor 32 Grad erreiche, müssten Unterbrechungen erfolgen.

Zur gerichtlichen Entscheidung kam es, nachdem die zuständige Fachstaatsanwaltschaft eine entsprechende Klage gegen den Weltfußballverband (FIFA) einreichte. Daneben besteht ohnehin eine ähnliche Regelung hinsichtlich der Trinkpausen in den FIFA-Richtlinien. Deren Anwendung ist jedoch nicht verbindlich und liegt im Ermessen des Schiedsrichters. Die FIFA ließ vermelden, die Entscheidung des brasilianischen Arbeitsgerichts zu akzeptieren. Sollte sie die richterliche Verfügung wider Erwarten missachten, droht eine Geldstrafe von umgerechnet 67 000 EUR pro Spiel.

Die Trinkpausenanordnung dürfte insbesondere aus medizinischer Sicht nachvollziehbar sein. Warum die Schwelle allerdings so hoch angesetzt wird, ist angesichts zahlreicher Unmutsäußerungen im Laufe des Turniers unverständlich. So habe beispielsweise Claudio Marchisio beim Spiel Italien vs. England zeitweise das Gefühl gehabt, „die Hitze hätte zu Halluzinationen geführt“. Bislang soll kein Spiel einen WBGT-Wert von 32 Grad erreicht haben.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask