Ultras – massiv kritisiert – nunmehr sozial engagiert

In letzter Zeit wurden die verschiedenen Fangruppierungen einzelner Clubs in der breiten Öffentlichkeit massiv kritisiert. Die teils beleidigenden Schmähungen im Konflikt gegen Dietmar Hopp sind zu Recht verurteilt worden. Die darüber hinausgehende sportpolitische Kritik der Fans am DFB und der DFL ist durchaus nachvollziehbar und freiheitliche Meinungsäußerung.

In Zeiten der Corona-Krise wird deutlich, weshalb den Ultras – wie sie genannt werden und sich nennen – eine gewichtige Bedeutung  abseits des Fußballs zukommt. Es sollte bekannt sein, dass die verschiedenen Gruppen dauerhaft unterschiedliche soziale Projekte fördern. Und auch jetzt reicht das Engagement von Geldspenden für Krankenhäuser, wie es zum Beispiel die Fans von Atlanta Bergamo in Italien getan haben bis zum Aufruf von Hamsterkäufen von Club-Merchandise, so die Fans von Hansa Rostock. Ob es Banner sind, die in der Stadt verteilt hängen, auf denen den Supermarkt-Verkäufern und dem Pflegepersonal gedankt wird oder das Angebot, von Borussia Dortmund Ultras zwischen 11.00 und 17.00 Uhr für Corona-Risikogruppen einkaufen zu gehen. Es muss unterstrichen werden, dass die verschiedenen Fanszenen viel mehr für die Gesellschaft (und den Fußball) tun, als allgemein bekannt ist.

Selbstverständlich stellte sich angesichts der letzten Entwicklungen die Frage, ob sich das wirtschaftliche Engagement von Hopp als Mehrheitsgesellschafter eines Pharmaunternehmens gegen den Corona-Virus positiv auf sein Bild bei den Ultras auswirke. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, so eine Bayern Fan-Szene. Auch Hopp gab zu verstehen, dass er nicht beide Sachen in einen Topf werfen würde.

Zuletzt ist nicht ausschließlich die negative Seite, sondern sind die positiven Aspekte, der Fanszenerie darzustellen. Die Fankultur ist so viel mehr als grölende, trunkende Fußball-Fans. Die Szene der Ultras ist (auch) sozial und gesellschaftsdienlich, was sie momentan einmal mehr unter Beweis stellt. Das sollte hier hervorgehoben werden.

Severin Lask / Steffen Lask

Dietmar Hopp – von der „Hassfigur“ zum starken Mann gegenüber Donald Trump

In einer Zeit, in der Sport ebenso wie der Rest des öffentlichen Lebens in Europa durch das Corona-Virus größtenteils stillgelegt wurde, rücken andere Themen in den Vordergrund. 

Noch vor zwei Wochen wurde von einem Teil der Fußballfans eine Hetz-Kampagne gegen Dietmar Hopp gefahren. Er wurde lautstark beschimpft und auf etlichen Plakaten und Bannern verunglimpft und beleidigt. Er stehe für das, was im modernen Fußball falsch laufe, so Teile der Fans. Der DFB stellte sich mit einer vorher noch nie dagewesene Konsequenz gegen die Fußballkurven in Deutschland und drohte u.a. mit Spielabbruch. Das erzeugte nicht nur Zustimmung, sondern auch Kritik, da bis zu diesem Wochenende der DFB weder in den Profiligen noch in den Amateurligen jemals von dem sog. Drei-Stufen-Plan Gebrauch gemacht hatte. Die Kritik bezog sich vor allen Dingen darauf, dass es vorher schon genügend „Chancen“ gegeben hatte, ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen. Es schien so, als bräuchte es erst, eines in der Tat strafwürdigen Verhaltens gegenüber einem Milliadär, um den DFB dazu zu bringen, konsequent gegen jegliche Art von Diskriminierung vorzugehen – so die Kritiker.

Doch diese Diskussion soll hier nicht geführt werden.

Es wirkt wie ein gut geschriebenes Buch, dass genau dieser Milliardär als Hauptanteilseigner an dem Unternehmen CureVac, führend in der Forschung für einen Impfstoff gegen das Corona-Virus, sich Donald Trump in den Weg stellte. Denn die US-Regierung wollte die Wissenschaftler des Unternehmens davon überzeugen, dass sie exklusiv für die USA forschen und einen Impfstoff ausschließlich für den amerikanischen Markt herstellen. Dass dies in einer globalisierten und offenen Welt und Gesellschaft moralisch äußerst verwerflich scheint, ist nicht weiter zu begründen. Dennoch stand die Frage, ob sich das Unternehmen mit genügend Geld umstimmen lassen würde.

Doch genau dieser Milliardär, der vor zwei Wochen noch auf Plakaten in einem Fadenkreuz in den Stadien hing, sprach ein Machtwort. Sein Unternehmen werde weiter an einem Impfstoff für alle forschen, auch für die Bürger der USA, aber nicht exklusiv für die USA. 

Dass mit der Entwicklung eines Impfstoffes nicht nur eine Vielzahl von Leben gerettet werden, sondern auch – ein Nebeneffekt – die Bundesliga „gerettet“ wird bzw. ihre Fortsetzung findet, erscheint wie eine Pointe eines Märchens.

So eine Wendung nimmt nur das echte Leben. Vom „Hurensohn“ zum „Verteidiger der Forschung und Entwicklung eines Impfstoffes für ALLE“.

Severin Lask