Telemedizin: Interview mit den Gründern von TeleClinic
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Telemedizin: Interview mit den Gründern von TeleClinic

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Seit 2018 dürfen Ärzte auch Patienten telemedizinisch behandeln, die sie nicht kennen. Wie das die 2016 gegründete Plattform TeleClinic in München handhabt, berichtet Mitgründerin Katharina Jünger.

Frau Jünger, wie läuft ein Besuch beim Arzt der TeleClinic ab?

Patienten sprechen zuerst mit einer medizinischen Assistenz. Sie ordnet das Anliegen medizinisch ein und leitet es an einen der 200 TeleClinic-Ärzte weiter. Entweder stellt sie den Patienten sofort durch, oder der Arzt meldet sich. Liegen alle notwendigen Informationen vor, stellt der Arzt eine Diagnose und kann ein Medikament verschreiben. Die Patienten sparen sich den Weg zum Arzt und lange Wartezeiten. Und das rund um die Uhr.

Wie erreichen Ärzte die Patienten und wie schützen Sie deren Daten?

Der Arzt meldet sich telefonisch oder per Videotelefonie über PC oder App. TeleClinic unterliegt dem deutschen Datenschutz. Alle Daten werden verschlüsselt. Zugriff hat nur der Patient. Er entscheidet, ob ein Arzt auf Daten oder Dokumente zugreifen kann. Patienten können mit Ärzten auch Dokumente teilen, zum Beispiel Röntgenbilder.

Warum kooperieren Sie mit Unternehmen?

Viele Unternehmen wollen ihren Mitarbeitern mehr als nur gesunde Kantinenkost bieten. Da geht es um digitale Vorsorgeplaner, aber auch um die schnelle und unkomplizierte Erreichbarkeit von Ärzten. Beide Seiten profitieren.

Wie wird der Arztbesuch abgerechnet?

Die Möglichkeit zur Abrechnung hängt von der Versicherung ab. TeleClinic kooperiert mit 13 privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen. Über neun Millionen Menschen können via TeleClinic kostenlos oder als Versicherungsleistung Ärzte konsultieren. Wir rechnen direkt mit der Kasse ab, oder der Patient reicht die Rechnung bei seiner privaten Krankenversicherung ein. Übernimmt die Versicherung noch keine telemedizinische ärztliche Leistung, rechnen wir gemäß der GOÄ mit dem Patienten ab. In der Regel kostet das etwa 35 Euro. Viele private Krankenversicherungen übernehmen auch das eRezept.

Ist es absehbar, dass alle gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) diesen Service anbieten?

Über das telemedizinische Modellprojekt docdirekt der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg übernehmen dort bereits alle gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den digitalen Arztbesuch über TeleClinic. Aufgrund explodierender Gesundheitskosten oder des Ärztemangels auf dem Land ist der Innovationsdruck in der Regelversorgung in ganz Deutschland hoch. Deshalb wird die GKV sehr wahrscheinlich nachziehen.

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