Wachstumsmarkt Pflege: Hilfe 4.0 – für Pflegende
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Wachstumsmarkt Pflege: Hilfe 4.0 – für Pflegende

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In München bekommen pflegende Angehörige über das Netzwerk „Dein Nachbar e.V.“ Unterstützung. In zehn Jahren will Thomas Oeben, der Gründer des Start-ups, seinen Service deutschlandweit anbieten.
Die Zahlen sind so dramatisch, dass es kaum Überzeugungsarbeit braucht: Bis 2030 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland um 50 Prozent auf 3,9 Millionen. Im gleichen Zeitraum fehlen aber etwa eine halbe Million Pflegekräfte. „Da tut sich eine riesige Lücke auf“, sagt Thomas Oeben, der vor zwei Jahren eine Idee hatte, wie sich diese Lücke schließen lässt. Der Betriebswirt arbeitete viele Jahre in der Logistik. Dass er professionelle Prozesse managen kann, hat der 50-Jährige bei zahlreichen Unternehmen unter Beweis gestellt. „Logistische Netzwerke aufbauen und managen, das habe ich in der Versorgung ruandischer Flüchtlinge, aber auch bei großen Logistik-Unternehmen bewiesen.“ Nach vielen Jahren im Ausland juckte es ihn 2015, noch einmal etwas Neues anzufangen und mit seinem Logistik-Know-how ein soziales Netzwerk aufzubauen. So entstand der gemeinnützige Verein „Dein Nachbar e.V.“ in München.
Was der Verein leistet? Er betreut hilfsbedürftige ältere Menschen und entlastet pflegende Angehörige mithilfe von geschulten ehrenamtlichen Helfern. „Jeder Helfer kann in seinem Profil angeben, wie genau, in welchem Radius und wann er helfen möchte“, erläutert Oeben. Eine eigens für „Dein Nachbar“ erstellte Software gleicht die Helferprofile mit den Anfragen ab und prüft die Bereitschaft der infrage kommenden Helfer per App und SMS-Dienste. Auch die Vergabe der Einsätze erfolgt digital, um die Auftragsabwicklung so effizient wie möglich zu gestalten.
Innerhalb von zwei Jahren hat „Dein Nachbar“ 265 ehrenamtliche Helfer gewonnen und davon 180 geschult. Für ihren Einsatz erhalten die Freiwilligen entweder acht Euro pro Stunde Aufwandsentschädigung oder sie sparen acht Punkte auf einem Vorsorgekonto an, falls sie selbst einmal auf Unterstützung angewiesen sind.
Die Leistungen rechnet Thomas Oeben mit den Hilfsbedürftigen oder den Pflegekassen ab. Von der Differenz investiert er in die 40-stündigen Helferschulungen sowie in Werbung, wenn er „Dein Nachbar“ in neuen Stadtteilen bekannt macht.
Aktuell beschäftigt er zweieinhalb fest angestellte Pflegefachkräfte, die den Bedarf der Klienten ermitteln, pflegende Angehörige beraten und auch zu Hause schulen. Und er plant neue Standorte. „Aktuell suchen wir soziale Investoren, die uns mit einem Darlehen unterstützen“, sagt er. In zehn Jahren will er sein deutschlandweites Netz mit eigenen Niederlassungen und Kooperationspartnern aufgebaut haben. Und dann, wo immer jemand Unterstützung braucht, diese auch anbieten können; wie Amazon mit dem Versprechen von „next day delivery“. Dass er eine professionelle Lösung für ein riesiges Problem mit einem extrem großen Bedarf entwickelt hat, da ist er sich sicher.
Mehr Information unter Dein Nachbar e.V.

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