Existenzgründung für Ärzte: Zwischen Medizin und Ökonomie
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Existenzgründung für Ärzte: Zwischen Medizin und Ökonomie

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Der qualitativen Patientenversorgung gerecht zu werden und gleichzeitig die ökonomischen Unternehmensziele zu erreichen, ist für Ärzte in eigener Praxis eine große Herausforderung.
Seit geraumer Zeit ist die Existenzgründung für Ärzte erschwert. Attraktive Gebiete sind überversorgt und damit zulassungsbeschränkt. In den nicht gesperrten Gebieten bestehen dagegen wirtschaftliche Hemmnisse, die einer Niederlassung eventuell entgegenstehen. Während sich Ärzte in Ballungsgebieten mit reichlich Konkurrenz in der jeweiligen Fachrichtung konfrontiert sehen, stagnieren vorwiegend im ländlichen Raum die Umsätze. Um sich auf diese ungleichen Marktstrukturen optimal einstellen zu können, ist insbesondere in der Gründungsphase einer Arztpraxis planerisches und natürlich auch wirtschaftliches Handeln unerlässlich. Der Arzt muss künftig in seiner „neuen Funktion als Unternehmer“ wettbewerbsfähig sein. Eine Niederlassung als Arzt ist nämlich nichts anderes als eine Unternehmensgründung. Viele Entscheidungen sind zu treffen hinsichtlich Standort, Praxisgröße, Rechtsform, Investitionsvolumen, Finanzierung, Einstellung von Mitarbeitern, fachlicher Ausrichtung oder der Zusammenarbeit mit anderen Ärzten.
Betriebswirtschaftliche Planung unverzichtbar       
Schon bei der Praxisgründung sollte der Arzt klare Ziele vor Augen haben und sein gesamtes Handeln an dieser (Ziel) Planung orientieren. Bei Existenzgründern hat sich der Businessplan als zweckmäßiges Instrument etabliert. Er soll potenziellen Kapitalgebern, aber auch Geschäftspartnern, Behörden und Lieferanten eine aussagekräftige Entscheidungsgrundlage über die Erfolgschancen, Risiken und den Ressourcenbedarf einer Praxis, zum Beispiel Behandlungsgeräte, Computeranlagen, Praxisräume und Einrichtung, geben. „Vor allem Kreditinstitute verlangen für Finanzierungen einen Businessplan. Ecovis berät und unterstützt bei der Ausarbeitung des Plans und beim Bankgespräch. Besonders wenn es darum geht, Kapitalgeber für umfangreiche Investitionen zu gewinnen. Diese sind je nach Disziplin und Gründungsform des Arztes oft erheblich“, sagt Mathias Parbs, Steuerberater bei Ecovis in Rostock.
Investitionen gut planen
Radiologen, Strahlentherapeuten oder Nuklearmediziner beispielsweise müssen ausgesprochen teure Geräte bereits zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn auf einen Schlag finanzieren. Damit nicht genug: Zu diesen Investitionen kommen weitere Ausgaben hinzu, die den Arzt zwar erst wesentlich später belasten, die aber bei der Investitions- und Finanzplanung genauso einzukalkulieren sind.
Typischerweise ist dabei an die eigene Abschlusszahlung zur Einkommensteuer am Ende eines Jahres zu denken. Zu bedenken gilt auch, dass Einnahmen zeitversetzt zufließen: Für Kassenpatienten erhält der Arzt zunächst monatlich nur eine Abschlagszahlung. Die Restzahlung kommt oft erst Monate später, gepaart mit Besonderheiten bei verschiedenen Abrechnungsverfahren je nach Krankenkasse und Unsicherheitsfaktoren, die Umsatzschwankungen auslösen. Zum Beispiel bei Privatpatienten, Selbstzahlern oder individuellen Gesundheitsleistungen muss der Arzt bei der Investitionsplanung darauf achten, dass durch einen entsprechend großen Kredit das anfängliche Finanzierungsdefizit gedeckt ist und für später anfallende Ausgaben noch genügend Reserven vorhanden sind.
„Grundsätzlich sollte sich eine gesunde Investitionsplanung immer an dem orientieren, was ein Arzt wirklich zur Behandlung seiner Patienten braucht. Eine falsche Investitionsentscheidung zieht eine Reihe weiterer Kostenpositionen nach sich, zum Beispiel Zinsen für Darlehen, Versicherungsbeiträge, Personal- und Raumkosten oder Verbrauchsmaterialien“, erklärt Steuerberater Parbs. Gerade in der Gründungsphase ist daher eine dem Praxisbetrieb angemessene Investitionsplanung unbedingt zu erstellen. Aus dieser lässt sich das erforderliche Kapital ableiten.
Liquidität sichern
Für eine gute Praxisökonomie ist eine zuverlässige Liquiditätsplanung unerlässlich. Nur ein Arzt, der über genügend Zahlungsmittel verfügt, kann fällige Schulden fristgerecht begleichen. Eine schlechte Liquiditätsplanung hingegen kann die Existenz ernsthaft bedrohen.
Elementar wichtig für einen nachhaltigen Praxiserfolg ist darüber hinaus ein funktionierendes Rechnungswesen. „Die Unterlagen für die laufende Finanzbuchhaltung sollten Ärzte einem Berater übergeben. Nicht zur Arbeitsvereinfachung, sondern weil gerade in der Anfangsphase aussagekräftige Unterlagen jederzeit zur Verfügung stehen müssen. Zudem ändert sich die steuerliche Situation als Selbstständiger mit der Aufnahme der Tätigkeit zumeist grundlegend“, sagt Martin Fries, Steuerberater bei Ecovis in Aschaffenburg. Denn auf Mediziner kommen weitere Aufgaben zu:

  • Steuervoranmeldungen und -erklärungen sowie Zahlungen sind zu leisten.
  • Gesetzliche Fristen sind einzuhalten.
  • Eine Reihe von Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten sind zu beachten.

„Die Verarbeitung der monatlichen Finanzbuchhaltung erfolgt bei Ecovis mit EDV-Programmen, die die aus der Praxis gelieferten Daten nicht nur für steuerliche Zwecke bearbeiten, sondern auch sinnvolle betriebswirtschaftliche Auswertungsmöglichkeiten und Branchenvergleiche bieten. Diese sind für den Mediziner und auch für Kreditinstitute wichtig“, erläutert Fries.
Mathias Parbs Steuerberater bei Ecovis in Rostock
Martin Fries, Steuerberater bei Ecovis in Aschaffenburg

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