KI im internationalen Konzern – Chancen, Risiken und Compliance-Herausforderungen zwischen der EU und China
Die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) in internationalen Konzernen verspricht Effizienzgewinne, Skalierbarkeit und Innovationsvorsprünge. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor einer regulatorisch zersplitterten Welt, insbesondere zwischen der EU und China. Dort treffen grundlegend verschiedene Rechtskulturen, Datenschutzkonzepte und Risikobewertungen aufeinander.
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BeratersucheChancen: Zentrale KI, globale Wirkung
Internationale Unternehmen profitieren von zentral entwickelten KI-Systemen, etwa bei:
- Automatisierung von Support, HR oder Marketing
- Skalierbaren generativen Modellen für Content oder Übersetzung
- Effizienzsteigerung durch Datenanalyse und Prognose-Tools
Besonders Hyperscaler-Modelle (z. B. GPT- oder Gemini-basierte APIs) ermöglichen schnelle Markteinführungen mit relativ geringem eigenem Compliance-Aufwand. In der EU ist die Nutzung solcher Modelle zwar reguliert, bleibt aber erlaubt, sofern Transparenz, Urheberrechte und Risikoprävention gewährleistet sind.
China bietet Unternehmen dagegen enorme Marktpotenziale für KI-Produkte, vorausgesetzt, diese sind lokal angepasst, korrekt gekennzeichnet und politisch konform.
Risiken: Zwei Systeme, zwei Rechtswelten
Die regulatorischen Unterschiede zwischen der EU und China sind tiefgreifend:
- Die EU setzt auf den AI-Act, der KI-Systeme nach Risiko kategorisiert. Hochriskante Systeme (z. für biometrische Identifikation, Kreditvergabe) erfordern Konformitätsprüfungen, Dokumentation und menschliche Kontrollmechanismen. Der Datenschutz basiert auf der DSGVO.
- China reguliert KI über eine Vielzahl einzelner Maßnahmen. Seit dem 1. September 2025 gilt eine flächendeckende Kennzeichnungspflicht für alle KI-generierten Inhalte. Diese müssen politisch unbedenklich und staatlich konform sein. Unternehmen müssen ihre Modelle bei der Cyberspace Administration of China (CAC) registrieren.
Compliance Herausforderungen: Unterschiede in Datenschutz und Werten
Viele Unternehmen unterschätzen den Aufwand, den die Lokalisierung von KI-Systemen erfordert:
- Einheitliche Modelle sind selten rechtskonform: Zwischen der EU und China gelten restriktive Regeln. Die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und das chinesische Personal Information Protection Law (PIPL) lassen internationale Datentransfers nur mit hohem Aufwand zu. Gemeinsame Datenpools oder zentral trainierte Modelle werden dadurch stark eingeschränkt. Ein KI-Chatbot, der in Europa erlaubt ist, kann in China illegal sein, z. durch inhaltliche Antworten zu verbotenen Themen.
- Labeling-Anforderungen sind nicht übertragbar: Während in der EU nur bestimmte Deepfakes oder generative Inhalte zu kennzeichnen sind, verlangt China eine vollständige, sichtbare und maschinenlesbare Kennzeichnung aller KI-Inhalte.
- Technische Trennung notwendig: Unternehmen müssen oft zwei getrennte Modelle pflegen, eines für Europa und eines für China, mit eigenem Hosting, Logging und Governance.
- Plattformabhängigkeit in China: Ohne eigene Infrastruktur sind deutsche Unternehmen auf lokale Partner (z. Alibaba, Tencent) angewiesen und damit auf deren Vorgaben, Zertifizierungen und politische Anpassungen.
Fazit: Lokale Anpassung statt globaler Lösung
KI im internationalen Konzernumfeld ist mehr als nur eine technische Frage, sie ist ein rechtlicher Balanceakt. Die unterschiedlichen Vorgaben in Europa und China verlangen eine bewusste Entscheidung: zentralisierte Effizienz oder lokalisierte Compliance?
Nur mit klaren Zuständigkeiten, lokaler Anpassung und laufendem regulatorischen Monitoring lässt sich KI global rechtssicher und zukunftsfähig einsetzen.