Der digitale Euro und die Bedeutung für Ihr Unternehmen
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9. Januar 2023

Der digitale Euro und die Bedeutung für Ihr Unternehmen

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Kommt der digitale Euro und ab wann können wir mit ihm bezahlen? Alles rund um das Thema und welche Bedeutung eine solche digitale europäische Währung für Ihr Unternehmen hätte, erfahren Sie hier.

Darum geht es beim digitalen Euro

Unbedingt notwendig oder großes Risiko für das Europäische Geldsystem – beim Thema digitaler Euro gehen die Meinungen auseinander. Befürworter:innen befürchten, dass Europa ohne digitalen Euro auf dem Finanzmarkt international abgehängt werden könnte. Denn China hat bereits 2020 den digitalen Renminbi oder E-Yuan testweise eingeführt. Schweden testet seit 2021 die auf der Blockchain-Technologie basierende Digitalwährung E-Krone. Die USA und Kanada prüfen ebenfalls eigene E-Währungen. Ob auch Europa einen digitalen Euro braucht, ist eine Frage, die nicht nur die EZB derzeit beschäftigt.

Was ist der digitale Euro?

Der digitale Euro soll ein elektronisches Zahlungsmittel werden, das im gesamten Euro-Raum genutzt werden kann. Die Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) sind vor allem dadurch getrieben, dass die Menschen immer weniger mit Bargeld bezahlen. Auch Kryptowährungen spielen eine immer größere Rolle. Dadurch droht das Bargeld seine Ankerfunktion als öffentliches Geld im Zusammenspiel mit dem privaten Geld der Geschäftsbanken zu verlieren. Dem soll mit einem digitalen Euro als öffentliches und dadurch von der EZB reguliertem Geld entgegengewirkt werden.

Die verschiedenen Formen von Geld

Wie jede moderne Währung existiert der Euro bisher in zwei Formen. Erstens in Form von physischen Banknoten und Münzen als Bargeld. Und zweitens in Form von Buchgeld auf dem Bankkonto. Eine Barzahlung ist jedoch auch unabhängig von der physischen Form des Bargelds nicht dasselbe wie eine elektronische Zahlung: Bei der elektronischen Zahlung wird in der bisherigen Form privates Geld der Geschäftsbanken eingesetzt, während bei der Bargeldzahlung Zentralbankgeld den Besitzer bzw. die Besitzerin wechselt. Im Alltag verwenden wir beide Formen von Geld, ohne uns darüber Gedanken zu machen.

Grundsätze unseres aktuellen Geldsystems

Hierfür sind die Grundsätze unseres bisherigen Geldsystems verantwortlich. Sie oder Ihr Unternehmen sind zum einen Besitzer:in von Geld und lagern dieses größtenteils bei Geschäftsbanken. Die Banken leihen sich wiederum bei der EZB Geld, welches sie Ihnen bei Bedarf durch Kredite zur Verfügung stellen. Die Geschäftsbanken verdienen Geld, indem sie das geliehene Zentralbankgeld zu höheren Zinsen an Kreditnehmer:innen weitergeben.

Unterschied zwischen Zentralbankgeld und privatem Geld

Das Geld, das bei der EZB geschaffen wird, nennt man Zentralbankgeld. Bei Bargeld handelt es sich stets um Zentralbankgeld. Die Banknoten und Münzen, die von der EZB hergestellt und von den Geschäftsbanken in den Umlauf gebracht werden, sind derzeit die einzige Form von Zentralbankgeld, welche Privatpersonen und Unternehmen zur Verfügung steht. Zentralbankgeld in Form von Guthaben bei der EZB ist grundsätzlich nur den Geschäftsbanken zugänglich. Das Zentralbankgeld wird auch öffentliches Geld genannt, weil es von der EZB als öffentliche Institution ausgegeben und durch den öffentlichen Sektor abgesichert wird.
Neben der EZB schaffen auch Geschäftsbanken regelmäßig neues Geld in Form von Buchgeld. Dies geschieht beispielsweise durch Vergabe eines neuen Kredites, sobald der Betrag auf Ihrem Konto ausgewiesen wird. Diese Form von Geld wird als privates Geld bezeichnet. Dazu zählt auch der Saldo Ihres Privat- oder Geschäftskontos, den Sie auf Ihrem Kontoauszug sehen. Bei Einzahlungen von Bargeld auf Ihr Bankkonto wandeln Sie stets öffentliches Geld in Privatgeld um. Bei Auszahlungen verhält es sich umgekehrt.

Digitaler Euro als Alternative zum Privatgeld der Geschäftsbanken?

Die EZB und das Zentralbankgeld sind von elementarer Bedeutung für unser Geldsystem. Ihr Unternehmen akzeptiert eine Zahlung von Kund:innen mit Bank- oder Kreditkarte nur, weil Sie darauf vertrauen können, dass Ihre Geschäftsbank diesen Betrag jederzeit als Zentralbankgeld in bar auszahlt. Aus diesem Grund wird dem privaten Geld der gleiche Wert wie dem öffentlichen Geld zugeschrieben. Den Wenigstens ist der Unterschied wahrscheinlich überhaupt vollständig bewusst.

Der digitale Euro soll diese „Lücke“ schließen und öffentliches Geld für elektronische Zahlungen zugänglich machen. Wie klassisches Bargeld würde der digitale Euro durch das Prinzip der Geldschöpfung von der EZB generiert. Der digitale Euro würde getrennt von Ihrem Geld bei Geschäftsbanken auf einem gesonderten Konto bei der EZB verbucht werden. Sie könnten dann für Ihr Guthaben bei Geschäftsbanken neben Bargeld auch einen Übertrag als digitale Euros auf Ihr EZB-Konto einfordern.

Alternative zu Kryptowährungen

Gleichzeitig soll der digitale Euro als sichere digitale Zahlungsmethode der Zukunft ein Gegenentwurf zu Kryptowährungen darstellen. Durch die neue digitale Währung soll ein Machtverlust der Zentralbanken durch Kryptowährungen verhindert werden. Die EZB verspricht sich durch den digitalen Euro vor allem Sicherheit. Obwohl der umgangssprachliche Name der Kryptowährungen dies suggeriert, sind Kryptowerte keine Währung im währungsrechtlichen Sinne. Sie erfüllen in diesem Sinne nicht die Funktion eines zuverlässigen Tauschmittels sowie eines zuverlässigen Mittels zur Wertaufbewahrung und unterliegen keiner zentralen Aufsicht. Es gibt keine Garantie dafür, dass Kryptowerte bei Bedarf als Zahlungs- beziehungsweise Tauschmittel akzeptiert oder in Geld umgetauscht werden können.

Was für einen digitalen Euro spricht

Immer mehr Menschen zahlen lieber elektronisch als mit Bargeld. Die Tendenz geht stark zu digitalen Zahlungsmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, dass auch die EZB und der öffentliche Sektor diesen Schritt nicht verpassen oder zu spät auf den digitalen Fortschritt reagieren. Mit der Einführung eines digitalen Euro soll laut der EZB das europäische Währungssystem gestärkt werden und die Ankerfunktion des öffentlichen Geldes erhalten bleiben.

Je nach Ausgestaltung könnte der digitale Euro Ihnen oder Ihrem Unternehmen insbesondere beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr Vorteile bringen. Geldüberweisungen in andere Länder, die aktuell teilweise mehrere Tage dauern, wären mit dem digitalen Euro innerhalb von Sekunden möglich.

Durch den digitalen Euro könnte die Digitalisierung von Geschäftsprozessen vorangetrieben werden. Mit Hilfe von Blockchain-Technologie könnten in Unternehmen Waren, Betriebsmittel oder Dienstleistungen durch vernetzte Maschinen und Geräte automatisch gebucht und mit dem digitalen Euro ohne eine Bank als Intermediär bezahlt werden.

Was gegen einen digitalen Euro spricht

Gegen die Einführung eines digitalen Euros könnten die Folgen des Bargeld-Niedergangs sprechen. Bereits jetzt gibt es in Teilen Europas Gesetze, welche den Unternehmen und Geschäften die Annahme von privatem Bankengeld (durch Kartenzahlung) vorschreiben. Dadurch wird bereits teilweise das private Bankengeld anstelle des öffentlichen Bargelds zum vorrangigen Zahlungsmittel gemacht.

Der digitale Euro würde den Untergang des Bargelds wahrscheinlich erheblich beschleunigen. Einhergehen würde damit eine weitreichende Einschränkung der finanziellen Privatsphäre. Nahezu jede Geldbewegung würde nachverfolgbar bleiben, was aus fiskalischer Sicht einer der größten Vorzüge des digitalen Euros sein dürfte. Laut der EZB soll das klassische Bargeld durch den digitalen Euro jedoch nicht vollständig ersetzt, sondern lediglich ergänzt werden.

Die Einführung eines digitalen Euros könnte laut Kritiker:innen zu finanziellen Problemen für die Geschäftsbanken und damit zu einem Risiko für das gesamte Geldsystem werden. Sollte es zu einem Vertrauensbruch gegenüber den Geschäftsbanken kommen und ein Großteil der Bankguthaben auf digitale Konten bei der Notenbank transferiert werden, könnte dies die Geschäftsbanken in eine Liquiditätskrise führen.

Wie weit die Planungen zum digitalen Euro sind

In einer Untersuchungsphase bis zum Herbst 2023 soll daher überprüft werden, ob der digitale Euro realisiert werden kann. Abschließend müsste in Zusammenarbeit mit dem europäischen Gesetzgeber entschieden werden, wie ein digitaler Euro ausgestaltet und umgesetzt wird.
Um ungewollte Auswirkungen auf das Bankensystem und entsprechenden Risiken vorzubeugen, werden unterschiedliche Modelle geprüft. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde prognostizierte, dass EU-Bürger:innen erstmals im Jahr 2026 mit der neuen Digitalwährung einkaufen können. Bis dahin ist noch eine Vielzahl an Fragen offen, insbesondere in welcher Form und welchem Umfang der digitale Euro zur Verfügung stehen soll.

Unsere Einschätzung

Zwischen 2017 und 2021 ist der Anteil an Barzahlungen stark gesunken. Laut Bundesbank ist Bargeld jedoch nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel in Deutschland: 58 Prozent aller alltäglichen Zahlungen werden demnach bar getätigt. Bemessen am Umsatz beträgt der Anteil von Barzahlungen 30 Prozent. Der Trend zu elektronischen Zahlungsalternativen hat sich durch die Corona-Pandemie beschleunigt, ist jedoch bereits 2021 wieder etwas abgeschwächt.
Ob und in welcher Ausgestaltung ein digitaler Euro kommt, ist noch nicht vorherzusagen. Dass ein digitaler Euro in näherer Zukunft kommt, halten wir jedoch für sehr wahrscheinlich.
Wichtige Themen werden dabei das Verhältnis zum Geschäft der Privatbanken sowie der Schutz der Privatsphäre sein. Derzeit gibt es Überlegungen der EZB, wonach das maximale Guthaben für digitale Euros bei der EZB pro Person auf einen gewissen Betrag beschränkt ist. Auch soll zum Schutz der Privatsphäre bei Zahlungen bis zu einem gewissen Betrag kein Zugriff auf persönliche Nutzerdaten gegeben sein.

Haben Sie Fragen rund um den digitalen Euro oder zu Kryptowährungen? Dann kommen Sie jederzeit gerne auf uns zu!

Tim Weyers

Prokurist, Steuerberater, Dipl.-Finanzwirt, M.A. (Taxation)

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