25. Mai 2021

Warum das Lieferkettengesetz von der Tagesordnung des Bundestages gestrichen wurde

Kategorien: Unkategorisiert

Inhaltsverzeichnis

Am 3. März 2021 verabschiedete das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf zum Lieferkettengesetz. Am 20. Mai sollte der Bundestag das Lieferkettengesetz verabschieden – doch dazu kam es nicht.

Im Kern geht es um einen realisierbaren gesetzlichen Rahmen zur Erfüllung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Bereits im vergangenen Sommer konnten Sie sich hier informieren, welche Hausaufgaben Unternehmen zu erledigen haben. Ende vergangener Woche sollte der Bundestag das Gesetz verabschieden. Gerne hätten wir Ihnen das Gesetz heute im Detail vorgestellt und diskutiert, was von den ursprünglichen Ideen umgesetzt wurde. Das ist leider nicht möglich, denn das Gesetz wurde in letzter Minute von der Tagesordnung des Bundestages gestrichen.

Selten war die Einführung eines neuen Gesetzes so umstritten wie beim Lieferkettengesetz

Das zeigt einmal mehr: Selten war die Einführung eines neuen Gesetzes so umstritten. Selten haben die unterschiedlichen Interessengruppen so massiv Einfluss auf die Entscheidungsträger:innen im Bundestag genommen.

Auf der einen Seite steht „die Wirtschaft“ und liefert diese Argumente:

  • Bürokratie
  • einseitige Belastung deutscher Unternehmen
  • Geschaffene Klagemöglichkeiten für ausländische Betroffene
  • Hohe Komplexität von Lieferketten und dadurch zu teuer in der Umsetzung

Auf der anderen Seite argumentieren Menschenrechtsaktivist:innen, christliche Gruppen, Umweltaktivist:innen:

  • Zu vage und schwammige Gesetzesformulierung
  • Nur wenige Firmen die in den Anwendungsbereich fallen*
  • zu viele Ausnahmen
  • zu wenig Umweltschutz

*Das Lieferkettengesetz gilt im ersten Schritt nur für Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeiter:innen. Das sind laut Handelsblatt gerade einmal 0,1 Prozent der deutschen Unternehmen

Unsere Einschätzung

Wie geht es jetzt weiter? Am 19. Mai wurden noch einmal Sachverständige zu den Kritikpunkten beider Lager angehört und nun drängt die Zeit. Es bleiben noch zwei Sitzungswochen in dieser Legislaturperiode, in denen der Bundestag das Gesetz in der jetzigen Form verabschieden könnte. Ob es dazu kommt, ist offen. Wir halten Sie informiert.

 

Marcus Büscher

Partner, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht

Expert:innen zu diesem Thema

Keine passenden Personen gefunden.

Das könnte Sie auch interessieren

  • Die wichtigsten Entwicklungen 2023 aus Sicht von Wirtschaftsprüfer:innen - Wirtschaftsprüfer - Thilo Marenbach Jahresrueckblick scaled

    Ob wir das Klima mit EU-Regulatorik schützen können, bleibt die große (unbeantwortete) Frage des Jahres. Der Notwendigkeit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise folgend, stand 2023 ganz im Zeichen von Taxonomie, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Lieferkettengesetzgebung. Hier hilft der interdisziplinäre Ecovis-Ansatz bei der thematischen Aufbereitung [...]

    Thilo Marenbach

    04. Jan 2024

  • Lieferkettengesetz

     Bereits zur Einführung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes hatten wir an dieser Stelle das Gesetz und den Handlungsbedarf für die Unternehmen dargestellt. Frühzeitig nahm der deutsche Gesetzgeber eine erwartete EU-Vorgabe in den Blick. Am 1. Juni gab das Europäische Parlament nun sein [...]

    Thilo Marenbach

    07. Jun 2023

  • EU-Lieferkettengesetz: Das wurde beschlossen

    Am 14. Dezember 2023 haben sich die europäischen Gesetzgebungsorgane und die EU-Staaten auf eine endgültige Fassung zum EU-Lieferkettengesetz geeinigt. Diese ist strenger als zuerst angenommen. Die Bewilligungen des Parlaments und des Rats stehen noch aus. Was sich mit dem neuen [...]

    Marcus Büscher

    21. Dez 2023