15. Februar 2021

Was sind SPACs und wieso boomen sie jetzt?

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SPACs oder Special Purpose Acquisition Companies sind seit letztem Jahr eines der beliebtesten Investitionsobjekte in den USA. Erfahren Sie, was SPACs sind und wieso sie trotz Kritik am Modell aktuell boomen. Ein Gastbeitrag von Markus Pfeffer. 

In den USA, China und Israel stellen SPACs zunehmend eine feste Größe an den Kapitalmärkten dar. In Deutschland und Europa hingegen sind sie und ihre Konstruktionsart noch deutlich weniger verbreitet. Doch der Weg für SPACs ist auch an der deutschen Börse längst geebnet.

Was sind SPACs?

SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen zum Zwecke der Akquisition – also eine Mantelgesellschaft. Diese Mantelgesellschaft sammelt Kapital über einen Börsengang ein. Dieses gesammelte Kapital investiert die SPAC im zweiten Schritt in die Übernahme eines anderen Unternehmens.

Gründer:innen eines SPACs spielen zentrale Rolle

Gegründet wird die leere SPAC-Hülle von einem sogenannten Sponsor. Das kann eine Investmentbank, ein Finanzinvestor oder Hedgefonds sein. Klar ist zu diesem Zeitpunkt lediglich der ungefähre Zielkorridor für die noch zu tätigende Akquisition.

So gehen SPACs vor

Grob dargestellt gehen SPACs in drei wesentlichen Schritten vor:

  1. Mit einer Zieldefinition findet die Akquisition der Geldmittel statt, die auf einem Treuhandkonto hinterlegt werden.
  2. Danach wird in einer vorher definierten Zeitperiode, zum Beispiel 24 Monate, versucht, das oder die gesuchten Unternehmen zu finden und zu akquirieren. In der Regel wird es sich dabei um Unternehmen handeln, die bis dato noch nicht börsengelistet waren.
  3. Dann wird die Hauptversammlung einberufen, abgestimmt und der Kauf wird umgesetzt. Wird kein Unternehmen gefunden oder ist die Frist abgelaufen, wird der SPAC aufgelöst und es kommt zur Rückzahlung der Gelder an die Aktionär:innen des SPAC.

Warum boomen SPACs trotz Kritik gerade jetzt?

In Zeiten von Anlagenotstand befeuert die Nullzinspolitik der Zentralbanken diese Form der Kapitalanlage.
Aber es gibt auch nicht ganz unbegründete Kritik. Viele SPACs sind so konstruiert, dass Gründer:innen bei einer erfolgreichen Akquisition eine Bevorzugung gegenüber späteren Kapitalgeber:innen erhalten. So erhalten Sponsor:innen typischerweise einen Anteil von 20 Prozent der SPACs-Anteile gratis, sobald eine Übernahme beschlossen ist.

Insofern kann es durchaus auch einen Grund geben, kurz vor Ablauf der Frist doch noch den einen oder anderen Kandidaten zu kaufen, auch wenn er nicht ganz so gut in den Zielkorridor hineinpasst. Es kommt hier noch mehr als sonst auf den guten Ruf an, den Sponsor:innen eines SPACs haben sollten.
Das beim Börsengang eingesammelte Kapital wird auf ein Treuhandkonto eingezahlt. Investor:innen, die bei einer geplanten Übernahme nicht mitziehen wollen, können ihr Kapital zurückfordern. Das gilt auch für den Fall, dass die Zweckgesellschaft im vorher festgelegten Zeitrahmen kein geeignetes Übernahmeziel findet.

Vorteile von SPACs besonders für Start-ups

Gerade kleine Unternehmen können durch einen SPAC auf kürzestem Wege an die Börse gebracht werden – und das ohne große Wartezeit oder umständliche Roadshows. Für viele kleinere oder mittlere Unternehmen ist das eine attraktive Möglichkeit, um mit einem SPAC in Kontakt zu treten.
Auch die Deutsche Börse AG unterstützt hier durch eine Anpassung der rechtlichen Bedingungen der Zulassungsregeln. Zum Beispiel der, dass Unternehmen seit mindestens drei Jahren bestehen müssen. Darum sind SPACs für Start-ups interessant.

Frankfurter Börse hat die Voraussetzung zur Notierung bereits geschaffen

Die Geschäftsführung der Frankfurter Wertpapierbörse hat bereits vor Jahren rechtliche Voraussetzungen für die Notierung von SPACs geschaffen. So muss ein solcher Mantel sich demnach nicht an die Zulassungsregel halten, dass eine Firma seit mindestens drei Jahren besteht und entsprechende Jahresabschlüsse vorgelegt hat, wenn sie bestimmte Anforderungen erfüllt.

Unsere Einschätzung

Wir können davon ausgehen, dass den ersten SPACs, die im letzten Jahr gegründet wurden, bald weitere folgen. 2021 wird noch viele neue SPACs sehen. Dieses Segment wird sich von den althergebrachten IPOs dauerhaft abheben. Besonders für Start-ups bieten sich so interessante Optionen. Darum tragen wir in den kommenden Tagen und Wochen die Details zu Chancen, Risiken und Möglichkeiten von SPACs für Sie zusammen.

 

Über den Autor

Was sind SPACsMarkus Pfeffer ist Vermögensverwalter bei der Promont AM AG in Köln.
1997 wählte ihn die Zeitschrift Capital zum Fondsmanager des Jahres.

Johannes Dähnert

CSO, CCO, CHRO, Partner, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht

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