5. Januar 2021

Indien als wachsende Wirtschaftsmacht in den 2020er Jahren? Infos für investierende Unternehmen

Kategorien: Unkategorisiert

Durch unser internationales Netzwerk haben wir Einblicke in viele Volkswirtschaften, mit denen deutsche Unternehmen zusammenarbeiten oder für deren Unternehmen Deutschland ein interessanter Zielmarkt ist. Nach dem Wechsel der EU-Ratspräsidentschaft von Deutschland auf Portugal hat die portugiesische Regierung angekündigt, ihren außen(wirtschafts)politischen Fokus auf Indien legen zu wollen. 

Schon heute sind viele globale Organisationen für ihr Wachstum auf indische Talente angewiesen. Es kann kein Zufall sein, dass viele global agierende Unternehmen von Menschen aus Indien geführt werden – McKinsey, Pepsi, Google, Microsoft, Bata, Citibank und viele mehr. Auch haben mehr als 100 Multinationals ihre Forschungs- und Entwicklungszentren oder ihre Knowledge Back Offices in Indien. Die meisten IOS- und Android-Programmierer sind in Indien verfügbar, und die meisten globalen Buchhaltungs- und Beratungsunternehmen beschäftigen fast 30 Prozent der Mitarbeiter in Indien. Vorstehendes wollen wir zum Anlass nehmen, die Möglichkeiten, die sich in diesem Jahrzehnt für deutsche Unternehmen ergeben, mit unserem indischen Partner Dheeraj Rathi zu beleuchten.

Wird Indien eine noch größere und stärker wachsende Wirtschaftsmacht oder die 2020er-Jahre sogar ein von Indien geprägtes Jahrzehnt? Diese Frage wollen wir in unserem zweiteiligen Artikel beantworten. Dazu werfen wir für Sie einen genaueren Blick auf die laut statista (im Jahr 2019) fünftgrößte Volkswirtschaft des Planeten.

Indien als wachsende Wirtschaftsmacht in den 2020er Jahren – eine Bestandsaufnahme

Indien gilt gemeinhin als anerkannter „Talent-Exporteur“. Das Land erwirtschaftete 2019 ein Bruttoinlandprodukt (BIP) von rund 2,9 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: Deutschland auf Platz vier kommt auf knapp 3,9 Billionen US-Dollar.

Da das BIP als absoluter Wert natürlich stark mit der Bevölkerungszahl zusammenhängt, ist der Vergleich mit Ländern wie Deutschland oder Japan (Platz 3 mit 5 Milliarden US-Dollar) nur bedingt aussagekräftig. Doch als Wirtschaftsmacht gelten Staaten, deren Volkswirtschaften in besonderem Maße Einfluss auf die Weltwirtschaft haben – und Indien ist unbestritten eine solche.

Allerdings hat Indien mit rund 1,4 Milliarden Einwohner:innen (Stand 2018) noch eine Menge Potential. Insbesondere mit Blick auf die genannten Zahlen, die die Wirtschaftsmacht Indien als Exportnation von kreativen Köpfen und damit Know-how ausweisen. Dabei wird Indien immer wieder mit seinem Nachbarn China verglichen.

Wirtschaftsmacht Indien im Vergleich zu China

China liegt laut BMWI auf dem ersten Platz der größten Volkswirtschaften, hat ebenfalls rund 1,4 Milliarden Einwohner:innen und ist damit besser mit Indien vergleichbar als beispielsweise Deutschland.

Dass China aktuell deutlich vor Indien steht, hat verschiedene historische und sozioökonomische Gründe. Doch auch Prognosen bis ins Jahr 2024 gehen von einem relativ höheren Zuwachs des BIPs für China im Vergleich zur Wirtschaftsmacht Indien aus.

Woran liegt das?

Was in Indien investierende Unternehmen wissen sollten

Unternehmen, die nach Indien kommen und in den indischen Markt investieren, sollten sich intensiv mit der komplexen sozioökonomischen und infrastrukturellen Lage Indiens beschäftigen. Denn viele Investments scheitern aufgrund des fehlenden Verständnis für die Gegebenheiten vor Ort.

Im Wesentlichen sind es drei Dinge, die in Indien investierende Unternehmen wissen sollten:

  • Dezentrale politische Struktur Indiens
    Die Risiken bei großen Fertigungs-, Infrastruktur- und sonstigen kapitalintensiven Projekten sind für Indien relativ hoch. In erster Linie, weil es sich um ein Land handelt, dass aus unabhängigen Bundesstaaten besteht. Dadurch verlängern sich zum einen die Entscheidungsfindungsprozesse. Zum anderen sind auch die kulturellen Unterschiede im Land sehr ausgeprägt.
  • Indien bislang keine Konsumwirtschaft
    Zwar wird immer wieder prognostiziert, dass Indien aufgrund seiner großen Bevölkerung einer der kommenden großen Verbrauchermärkte sein wird. Dennoch ist ein Pro-Kopf-Einkommen von 2.200 USD pro Jahr für viele Unternehmen eher unattraktiv. Die Mehrheit der Bevölkerung deckt damit gerade einmal ihre Grundbedürfnisse ab. Höherwertige Produkte oder gar Luxusgüter werden nicht nachgefragt. Somit ist der Subkontinent weit davon entfernt, eine Konsumwirtschaft zu sein.
  • Große sozioökonomische Unterschiede und mangelnde Infrastruktur in ländlichen Gebieten
    Trotz einer hohen Sparquote von 31 Prozent des BIP, geschätzten 24.000 Tonnen Goldreserven und dem schon beschriebenen „Talentexport“ in die Welt ist der Großteil der indischen Bevölkerung noch immer in der unproduktiven Landwirtschaft oder in Handwerksbetrieben beschäftigt. Diese gering qualifizierten Arbeitsplätze verursachen große sozioökonomische Unterschiede innerhalb des Landes. Hinzu kommt ein Mangel an Infrastruktur in den ländlichen Teilen Indiens.

Wieso Indien als Markt zukünftig Chancen für ausländische Unternehmen bietet

Was für die Welt ein Fluch ist, kann ein Segen für Indien sein: Denn im Jahr 2020 standen wir als Menschheit mit der COVID-19-Pandemie vor einer der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Dabei hat die Pandemie die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten und Ideen entwickeln, dramatisch verändert. Außerdem waren Konzerne gezwungen, bestehende Pläne kritisch zu überdenken.

Indien ist bereit für Veränderungen – besonders seit es von Premierminister Modi regiert wird. Er hat unter anderem Land-, Arbeits- und Steuerreformen vorangetrieben. Durch Bürokratieabbau und eine hohe Durchdringung digitaler Services hat Indien alle Trümpfe in der Hand, endlich das Versprechen einzulösen, ein Wachstumsmotor der Welt zu sein. Gleichzeitig sind die Bilanzen der weltweiten Notenbanken angewachsen. Von fünf Billionen US-Dollar im Jahr 2007 auf über 20 Billionen USD vor Beginn der Pandemie. In nur einem COVID-19-Jahr sind sie erneut um vier Billionen US-Dollar gewachsen. Die Geldmenge hat sich damit in kurzer Zeit drastisch erhöht, was schon heute einen starken und spürbaren inflatorischen Effekt auf Vermögenswerte hat. Es stellt sich die Frage, wo künftig die Vermögenswerte, Innovationen, Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden, die dem gedruckten Geld gegenüberstehen.

Was muss geschehen, damit die 2020er-Jahre ein „indisches Jahrzehnt“ werden? Lesen Sie hier alles zu Chancen und Risiken und erfahren Sie, wie unsere Einschätzung lautet.

Haben Sie Fragen? Dann sprechen Sie uns an!

Johannes Dähnert

CSO, CCO, CHRO, Partner, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht

Expert:innen zu diesem Thema

Keine passenden Personen gefunden.

Das könnte Sie auch interessieren

  • Wir verbreitern unser Spektrum: Effektive Lösungen durch IT Consulting

    Viele unserer Mandant:innen haben Bedarf an IT-Dienstleistungen, sei es bei der Entwicklung von IT-Strategien, der Durchführung von Digitalisierungsprojekten oder der Optimierung von Geschäftsprozessen. Auch wir als Rechts- und Steuerberatung sind auf gute IT-Prozesse angewiesen. Damit unsere Mandant:innen die bestmögliche Unterstützung [...]

    Bruno Höveler

    29. Jun 2023

  • Aktueller Stand bei den Schlussabrechnungen der Coronahilfen

    Die IHK für München und Oberbayern hat ein Factsheet zu den Schlussabrechnungen der Coronahilfen herausgegeben. Darin finden sich auch Hinweise und Verlautbarungen, die bundesweit relevant sind. Auch die Steuerberaterkammer Sachsen-Anhalt hat sich zum Thema geäußert. Den aktuellen Stand der Debatte [...]

    Lars Rinkewitz

    22. Jun 2023

  • Unwort des Jahres – Krisenmodus - Johannes Daehnert Neujahrsgruss scaled

    Blicken wir auf das Jahr 2023 zurück, steht es (mal wieder, möchte man sagen) im Zeichen diverser Krisen. Ukrainekrise, Haushaltskrise und Nahostkrise sind hier nur die Schlagworte, die unsere Wahrnehmung derzeit beherrschen. Hinzu kommen die vielen einzelnen Krisen von Unternehmen, [...]

    Johannes Dähnert

    03. Jan 2024