Fränkische Weinwirtschaft: Gutes Klima für den Frankenwein

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Ob im Bocksbeutel oder in einer runden Flasche, ob klassischer Weißer oder regionstypischer Rotling – der Absatz von Frankenwein bewegt sich auf einem stabilen Niveau. Eine Studie zeigt die aktuelle Vermarktungssituation.

Wer verbindet mit dem Frankenwein nicht den für ihn typischen flachen, bauchigen Bocksbeutel? Die Flaschenform an sich ist uralt und geht zurück auf die praktischen Feldflaschen. Sie waren platt gedrückt, was ein Wegrollen verhinderte und den Transport damals einfacher machte. Im frühen 18. Jahrhundert war die Flachkugelflasche außerdem zunächst nur dem angesehensten Wein, dem Würzburger Stein, vorbehalten. Später dann durften auch andere Weine der Region darin abgefüllt werden – und der Bocksbeutel wurde zu einer Art Markenzeichen.

Das verändert sich interessanterweise heute, wie die Analyse zeigt. Danach hatte der Bocksbeutel 2015 nur noch einen Anteil von 27 Prozent an allen vermarkteten Flaschen, drei Jahre zuvor waren es noch 31 Prozent. Eine weitere Entwicklung bei den Flaschenformen ist der Anteil von 0,75-Liter-Flaschen (Schlegel-, Bordeaux-, Burgunder-Flaschen), der von 20 Prozent im Jahr 2009 über 21 Prozent 2012 auf 37 Prozent im Jahr 2015 gestiegen ist. Der Anteil der Literflaschen ist mit 38 Prozent im Jahr 2015 gegenüber 2012 gleich geblieben.

Im Frühjahr 2016 führte die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim eine Umfrage unter rund 400 Weinbaubetrieben zur Vermarktungssituation der fränkischen Weinwirtschaft durch. 146 von diesen Betrieben beteiligten sich, wovon 88,4 Prozent Weingüter, 6,8 Prozent Kellereien und 2,1 Prozent Genossenschaften sind. Betriebe mit einer Weinbaufläche von fünf bis zehn Hektar bilden mit 32,4 Prozent die größte Gruppe. Zehn bis 20 Hektar bewirtschaften 19,3 Prozent, ein bis fünf Hektar 30,3 Prozent, und 13,8 Prozent gaben an, über 20 Hektar zu bewirtschaften. Lediglich 4,1 Prozent der an der Umfrage Beteiligten haben bis zu einem Hektar Weinbaufläche.

Begehrter Rotling

Bei der Umfrage 2015 wurde zum ersten Mal abgefragt, wie viele Flaschen an Perlwein, Schaumwein und Rotling von den Betrieben vermarktet werden. Dabei sticht besonders der für Franken typische Rotling hervor, von dem die Genossenschaften im Durchschnitt knapp 600.000 Flaschen vermarkten. Aber auch bei den Weingütern (5.321 Flaschen) und Kellereien (11.750 Flaschen) nimmt er eine wichtige Stellung ein. Eine wesentliche Rolle in allen Betriebstypen spielt auch der Perlwein. So vermarkteten die Genossenschaften im Schnitt 114.000, die Weingüter 5.318 und die Kellereien 5.188 Flaschen. Beim Schaumwein sind es deutlich weniger. Da kommen die Genossenschaften durchschnittlich auf 18.815, die Weingüter auf 1.867 und die Kellereien auf 1.138 Flaschen.

Insgesamt interessant: 46 Prozent der Befragten erklärten sowohl 2012 als auch 2015, dass ihr Weinabsatz durch die Verbesserung des Geschäftsklimas für den Frankenwein gestiegen sei. 2012 gaben auch noch 56 Prozent an, dass sie eine Verbesserung des Geschäftsklimas für den Frankenwein empfänden. 2015 waren das zwar nur noch 44,1 Prozent, aber 46,2 Prozent meinten, es sei gleich geblieben, und nur 9,7 Prozent fanden, das Geschäftsklima habe sich verschlechtert.

Ihr Weinabsatz bewege sich auf gleichem Niveau gaben in der jüngsten Umfrage 44 Prozent der Befragten an, 2012 lag dieser Wert bei 45 Prozent. „Schlechter geworden“ ist der Absatz 2015 bei lediglich neun Prozent, 2012 war das bei acht Prozent der befragten Betriebe der Fall.

Geringer Exportanteil

Der Export spielt bei der Vermarktung von Frankenweinen eine untergeordnete Rolle. Nur 0,8 Prozent des Gesamtabsatzes gehen nach Übersee, 1,4 Prozent ins europäische Ausland. Dafür liefern die Betriebe viel ins nähere oder weitere Umland. Im Jahr 2015 verkauften 58 Prozent der befragten Betriebe ihre Weine im direkten Umkreis bis 100 Kilometer. Leicht angestiegen gegenüber 2012 ist der Anteil an Betrieben, der in einem Umkreis von 100 bis 350 Kilometern vermarktet (von 23 Prozent auf 24,8 Prozent). Der Anteil derer, die in einem größeren Umkreis als 350 Kilometer vermarkten, ist von 23 Prozent auf 16,1 Prozent gesunken.

Der größte Teil der Frankenweine wird mit fast 70 Prozent durchschnittlichem Anteil am Gesamtabsatz an Endverbraucher verkauft. Die Gastronomie ist die zweitgrößte Abnehmergruppe mit 16 Prozent, vor dem Fachhandel mit acht Prozent und dem Lebensmitteleinzelhandel mit fünf Prozent. Der Absatz über Discounter schließlich liegt bei nur knapp einem Prozent.

Bemerkenswert dabei: Rund 50 Prozent der Weine werden im Durchschnitt von den Kunden abgeholt, nur zu 22 Prozent erfolgt der Vertrieb durch eigene Auslieferung, zu 14 Prozent durch Speditionen, zu fünf Prozent durch Paketdienste und sechs Prozent durch Postversand.

Wichtige Mund-zu-Mund-Werbung

Knapp die Hälfte der Betriebe gewinnt neue Kunden durch Mund-zu-Mund-Werbung. Internet, Presse, Messen, Hofweinfeste oder Heckenwirtschaft spielen dagegen mit unter zehn Prozent durchschnittlichem Anteil bei der Neukundengewinnung eine geringere Rolle. Ein wichtiger Kanal zur Kundengewinnung sind außerdem mit 13 Prozent die Dienstleistungsangebote. Jeweils über 50 Prozent der Betriebe nannten unter anderem Gastronomie, Events und Gästeführungen als eines ihrer Angebote. Gästebeherbergung und Tagungen wurden von weiteren 33 Prozent bzw. 16 Prozent genannt. Fast 90 Prozent der Betriebe nehmen den Weintourismus als belebend für den Absatz wahr, nur zehn Prozent meinen, er habe keinen Einfluss.  Die neuen sozialen Medien spielen laut der Umfrage in den Betrieben kaum eine Rolle. Allerdings lässt sich seit 2012 ein leichter Aufwärtstrend erkennen. 2012 gaben 33,3 Prozent der Betriebe an, Facebook zu nutzen. 2015 waren es schon 43,2 Prozent. Die anderen Social-Media-Plattformen wie Twitter oder Instagram, aber auch Youtube oder ein eigener Blog wurden wenig genannt.

Der Trend zur bewussteren Ernährung macht vor dem Weinbau ebenfalls nicht halt. 11,8 Prozent der befragten Betriebe erzeugen Bioweine, 17,4 Prozent vegane Produkte. Auch beim Stand der Technik werden von den Betrieben neue Weinbautrends aufgegriffen. So wird die Maischegärung bei Weißweinen schon bei 15 Prozent der Betriebe umgesetzt. 4,8 Prozent davon gaben an, dass sie ohne Schwefelzugabe arbeiten, und ebenso viele, dass sie die Weine unfiltriert auf die Flasche füllen.

Autorin: Alina Lehmen, Bayerische Landes­anstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, LWG, alina.lehmen@lwg.bayern.de

 

 

 

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